Im mumok sind ab sofort Kopien der Besitztümer Kim Dotcoms zu sehen, die im Zuge der Razzia beschlagnahmt wurden. Zum Beispiel auch eine lebensgroße "Predator"-Statue.

Foto: mumok/Denny

Im Kellergeschoß des mumok stolpert man derzeit in ein Konfiszierungslager, vollgestopft mit Luxusgütern. 175 Millionen Dollar Bargeld, stapelweise plastikverpackt. Eine Harley. Flachbildschirme noch und nöcher. Wunschkennzeichen. Eine lebensgroße "Predator"-Statue. Baloise-Kunstpreisträger Simon Denny hat die Liste der US-Beschlagnahmungen bei der Razzia im Fall Kim Dotcom vor eineinhalb Jahren in eine Kunstausstellung umgesetzt. "The Personal Effects of Kim Dotcom" nähert sich dem immer komplexeren Wechselspiel von realem Gebrauchswert, virtuellem Tauschwert und ideologischem Symbolwert auf ebenso einfache, wie irritierende Weise.

"Dematerialisierung und Rematerialisierung"

Es ist ein Spiel mit "Dematerialisierung und Rematerialisierung", erklärte Kurator Matthias Michalka. Gerade im Kontext eines Geschäftsmodells wie das von Megaupload, Dotcoms Firma, das auf der grenzenlosen Kopie von Inhalten basiert, stelle Denny in der direkten Konfrontation mit Dotcoms Eigentum die Frage: "Was bedeutet es, diese Dinge konkret zu besitzen?" Die Liste, von den US-Behörden veröffentlicht, geleitet in die Ausstellung. Posten Nummer eins ist das Bargeld. Zwei bis 65 sind Bankkonten und virtuelle Finanzlager - von den Philippinen bis in die Slowakei. Posten 66 bis 92 sind Autos und andere Fahrzeuge. Es folgen Uhren, Kunstwerke von eher zweifelhafter musealer Qualität und elektronisches Equipment. Sowie, als letzter Punkt, 18 Internet-Domains.

Autoreifen bis Modellautos

Die Razzia in seinem Heimatland Neuseeland hat Simon Denny geradezu greifbar gemacht. Das meiste wird in Echtgröße, manches symbolhaft dargestellt, etwa durch zahlreiche Autoreifen, die an den Wänden montiert sind, durch Modellautos oder durch die Metallschilder mit Fotos von diversen Bankhäusern, bei denen Dotcoms Konten beschlagnahmt wurden. Zeitungsartikel dokumentieren die wechselvolle Geschichte rund um Razzia, Festnahme und Anklage des Internet-Millionärs. Mit seiner Inszenierung der Eigentümer Dotcoms habe er dessen Erfolgsrezept, die Kopie, auch selbst angewandt, so Denny. In einer Vitrine sind seine eigenen Versuche dokumentiert, eine erfolgreiche Online-Plattform zu gründen.

Auszeichnung

Denny wurde im Vorjahr bei den Art Basel Statements mit dem Baloise Kunst-Preis ausgezeichnet, der nicht nur ein Preisgeld in der Höhe von 30.000 Franken (24.283,63 Euro), sondern auch eine Einzelausstellung in einem renommierten Kunstmuseum sowie Ankäufe der Baloise Group für eben dieses Museum beinhaltet. Auch diesmal sei man "großzügig bedacht" worden, freute sich mumok-Direktorin Karola Kraus, die auch selbst in der Jury vertreten war. Neben Denny wurde auch Karsten Födinger ausgezeichnet - seine Arbeiten und Ausstellung wandern in die Hamburger Kunsthalle. (APA, 3.7.2013)