Das Auto ist ein Kasten. Ein eckiger Kasten, eckig seit seinem erstmaligen Auftreten im Jahr 1979. Und als Österreicher tut man sich schwer, nicht Puch G zu sagen, weil eigentlich ist der Mercedes ja ein Puch, nur steht jetzt Mercedes drauf.

Foto: der standard/völker

Mercedes geht jedenfalls gütig mit diesem Erbe aus Österreich um, drum ist der G auch noch so eckig und so gerade. Und das Kürzel G steht für die Geradlinigkeit und Ehrlichkeit dieses Autos: G wie Geländewagen.

Foto: daimler

Natürlich hat sich viel geändert seit 1979, der G ist unendlich schick geworden. Weniger ein Auto für Förster im Hochgebirge oder für den militärischen Betrieb als viel mehr ein Auto für die Schönen und Reichen, die sich damit kaum ins Gelände wagen, sondern vielmehr vor dem Kasino vorfahren.

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Das macht den Wagen nicht weniger sympathisch. Und dem Innenraum tut das gut: Hier ist nichts holzgeschnitzt, statt Försterambiente regiert hier der Komfort, praktisch zwar, aber schon schön und aufgeräumt.

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Der G ist ein echtes Designerstück, das wurde er erst im Auge des Betrachters, gedacht war er für den Berg oder die Wüste oder was auch immer als schwieriges Gelände durchgeht.

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Gefahren wird er freilich auf der Straße: eh komfortabel. Wir haben ihn richtig ausgeführt, und man muss schon sagen: Geht auch auf der Langstrecke, aber fahren tut er sich wie ein lose aufgestellter Sack mit Erdäpfeln.

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Da darf man als Fahrer schon richtig mitarbeiten, vor allem in den Kurven ist man gefordert. Und klar: Man schiebt eine ganze Menge Luft vor sich. Auch wenn es muskelprotzende AMG-Modelle gibt, ist der G nicht auf das Schnellfahren ausgelegt. Und Aerodynamik war 1979 nicht das maßgebliche Kriterium.

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Immerhin geht der G in dieser unsrigen Motorisierung - Sechszylinder-Diesel mit 211 PS - 175 km/h, ist also durchaus autobahntauglich, und eine Beschleunigung von null auf hundert in weniger als zehn Sekunden ist doch überraschend. Er braucht. Eh. 15 Liter, mag sein 20 Liter, wenn man ihn fordert und es eilig hat. Das ist nicht vorbildlich, aber auch nicht überraschend.

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Überraschend ist, wo und wie der G überall rauf- und hinkommt. man kann praktisch in der Landschaft auf einen beliebigen Punkt zeigen und dann querfeldein dorthin fahren, wenn es denn nötig ist. Auch auf wirklich schwierigem Untergrund. Der G gilt als eines der geländegängigsten Autos unter jenen, denen man auch eine Alltagstauglichkeit zugesteht. Der Kippwinkel liegt bei etwa 38 Grad.

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Gebaut wird der G nach wie vor in Graz von Magna Steyr. Dort wurde er ab 1972 von Steyr-Daimler-Puch in Kooperation mit Daimler-Benz entwickelt, weil dies der iranische Schah Mohammad Reza Pahlavi so wünschte, der damals im Besitz von bis zu 18 Prozent der Daimler-Benz-Aktien war. Der Wagen war im Iran für Grenzpatrouillen sowie als Jagdwagen vorgesehen.

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So kam es dann zwar nicht, aber dennoch begann eine Erfolgsgeschichte. Schön, schick, praktisch, extrem geländegängig - und ja, das sei auch erwähnt, nicht ganz billig. (Michael Völker, DER STANDARD, 5.7.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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