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Jamie Cullum ist der vom Jazz kommende junge Sänger, der gerne in die Popwelt einwandert. Live ist er in jedem Fall ein Knüller

Foto: apa / EPA/SVEN HOPPE

Wiesen - Das Nova Jazz & Blues Nights Festival beginnt mit der Formation Escort, die an die verruchten Zeiten von Studio 54 und Saturday Night Fever erinnert. Das 17-köpfige Ensemble rehabilitiert Glitzerkostüme, Tanzschul-Boogie-Fieber und die hedonistischen Hadern der späten 1970er. Anders als vergleichbare Disco-Revival-Truppen wird der Sound auch live auf "echten" Instrumenten gespielt: mit Streichern, Bläsern, Perkussionisten und Backgroundsängern. 2010 veröffentlichte Escort die Single Cocaine Blues, einen Bastard aus zwei Klassikern: dem Bee-Gees-Hit Stayin' Alive und Dillingers Reggae Cocaine in My Brain.

Dann die US-Sängerin Marla Glen: Sie kann auf ihre rauchige Stimme bauen, mit der sie sanfte Balladen oder Funk-Kracher gleichermaßen kongenial zu interpretieren weiß. Etwa eine Hymne auf Miriam Makeba, ein Charles-Aznavour-Chanson oder den James-Brown-Klassiker It's A Man's Man's Man's World. Ein echter Allrounder ist der 70-jährige Brasilianer Deodato. In den 1960ern war der Arrangeur, Produzent und Keyboarder in der Bossa-Nova-Szene von Rio de Janeiro aktiv, nach seiner Emigration in die USA fand er schnell Aufträge als Werbejinglekomponist.

Erfolgreich wurde er mit einem Amalgam aus Jazz, Funk, Klassik und Disco. Die Brücke zu House schlägt das italienische DJ-Trio Jestofunk, das in Wiesen wieder CeCe Rogers als Gastsänger mit starker Verwurzelung im Gospel und R&B präsentiert.

Ein Dauerbrenner auf Jazzfestivals ist der britische Superstar Jamie Cullum, der wahlweise als "Beckham des Jazz" oder "Charlie Parker des Pop" apostrophiert wird. Jedenfalls sieht der 34-jährige Pianist/Multiinstrumentalist und Sänger nicht nur aus wie das Mitglied einer Boygroup. Mit seinem Mix aus Swing, Rap und Pop stellt er in puncto musikalischer Ausdruckskraft und Groove-Feeling einen Robbie Williams mühelos in den Schatten. Zum Abschluss dann noch gediegene Unterhaltungskunst von US-Ikone Al Jarreau.  (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 20./21.7.2013)