Der Bregenzerwälder Tischler Heinz Rüscher ließ sich auf der Alm eine Betonhütte bauen. Jutta Berger erzählte er auf der "Riese", wie gut Rüsterholz und Beton in ihrer Schlichtheit zusammenpassen.

"Warum ich auf der Alm eine Betonhütte habe? Weil ich etwas Archaisches, Robustes, Stabiles wollte. Ein Holzhaus hab ich daheim. Ich will einfach jahrelang Ruhe haben, nichts an der Fassade renovieren müssen. Nach außen muss meine Hütte nicht gefallen, ich baue ja nicht für die Leute. Die ersten Entwürfe waren Holzhäuser ... in vielen Gesprächen mit unserem Architekten Oskar Leo Kaufmann entstand dann das, was jetzt ist.

Foto: Christian Grass

Heinz Rüscher genießt von seinem Almhaus aus Aussicht und Ruhe. So lässt sich der erzwungene Stillstand durch Beinbruch leichter ertragen. (Foto: Christian Grass)

Wir haben hier auf der Riese, über Schnepfau, zwei kleine Häuser, Betonbunker sag ich auch dazu, das kleinere ist das Gästehaus. Es besteht nur aus einem Zimmer mit Bett, Holzwaschtisch und WC. Zusammen haben die beiden Häuser rund 120 Quadratmeter Wohnfläche. Eigentlich wollte ich innen alles aus Holz machen. Die Kombination mit Beton ist aus dem Zweck entstanden. Im Wohnbereich ist mehr Beton, der ist rau, sogar ein bisschen unsauber und wurde sandgestrahlt, damit er eine Struktur hat. Holz mag ich, weil es mitlebt und mitwohnt. Es ist natürlich und lebendig.

Der Wohnraum ist dann aber fast eine Betonskulptur geworden, da hätte ich nicht gewusst, wo fang ich an mit Holz, wo hör ich auf. Deshalb sind nur Boden, Stiege und Möbel aus Holz. Die Schlafzimmer sind eigentlich Holzkisten. Boden, Wände, Decke sind aus heimischer Rüster (Ulme). In jedem Zimmer ist ein Bett, ein Waschtisch, ein paar Kleiderhaken sind noch drinnen, ein Tisch und zwei Stühle. Schränke haben wir im Keller, dort sind auch Sauna, Dusche und Weinkeller.

Das Holz ist massiv, sägerau, roh, unbehandelt – ganz schlicht. Auch der Boden und Arbeitsplatte sind roh. Da war Maria, meine Frau, am Anfang nicht so begeistert. Aber die unbehandelte Oberfläche bewährt sich, und man greift sie gerne an. Nur die exponierten Teile, die Eingangstüren und die Waschtische, sind aus Akazie. Die Waschtische waren ein Entwurf für 'Handwerk und Form 2000', den Wettbewerb des 'Werkraum Bregenzerwald' für Handwerker, Architekten und Designer, der alle drei Jahre ausgeschrieben wird. Viele haben Zweifel, ob Wasser und Holz zusammen funktionieren. Diese Zweifel kann ich jedenfalls ausräumen. Es funktioniert.

Rüster mag ich, weil es von der Farbe, der Maserung und der lebendigen Struktur gut zum Beton passt. Es musste kräftiges Holz zum Beton sein, nichts Helles, Leichtes. Der Boden im Wohnbereich ist nicht einmal geschliffen. Er besteht aus gesägten Abschnitten und Resten vom Täfer der Zimmer. Ich wollte keinen geschniegelten, glatten und geölten Boden. Leider ist Rüster schon ganz selten und nur noch ganz schwer
zu bekommen, weil Ulmen sehr empfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren.

Jedes Detail im Haus ist schlicht, reduziert. Es stehen wenig Möbel herum. Voll wird ja so ein Haus von selbst ... Draußen, da ist auch nichts, nur Natur. Kein Verkehr, nur ein paar Wanderer und Mountainbiker. Man hört nur Grillen, Vögel und das Wild. Rehe, Böcke, Hirsche, Hasen, Füchse sieht man rund ums Haus.

Vor der Planeinreichung haben wir uns bei der Raumplanungsstelle erkundigt, was wir beachten sollten. Man hat uns geraten, die Konsequenz und Schlichtheit auch im Außenbereich fortzuführen. Wir haben alles belassen, wie es war. Es wächst, was halt auf 1100 Meter so wächst.

Das Wasser kommt aus der Quelle, den Stromanschluss teilen wir mit den Nachbarhütten. Geheizt wird mit Erdwärme. Diesen Winter, unseren ersten hier oben, haben wir gemerkt, wie mühsam der Weg sein kann. Wir sind brusthoch im Schnee versunken. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sind wir jede freie Minute hier." (DER STANDARD, 27./28.7.2013)