CSI auf dem Land: Simon Schwarz in "Dampfnudelblues".

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Sebastian Bezzel und Robert Palfrader.

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Wien - Bei der Verfeinerung seiner Leberkässemmel zeigt sich der wahre Charakter des Franz Eberhofer. Schlapft der Dorfpolizist sonst mit geballter bajuwarischer Wurschtigkeit durch die Verfilmung von Rita Falks Provinzkrimi Dampfnudelblues, nimmt er es bei der Bürojause erstaunlich genau. So akkurat wie in seiner Schreibtischlade die Senftuben sortiert sind, so liebevoll zeichnet er mit deren Inhalt Herzerln auf die Brühwurstscheiben. Wenn es dann noch beim Andrücken des Semmeldeckels ordentlich saugschmatzt, ist die Welt Eberhofers für einen kleinen Moment perfekt. Abgesehen von kulinarischen Dingen, geht dem ins heimatliche Niederkaltenkirchen Strafversetzten nämlich ziemlich viel gegen den Strich.

Eine allzu bindungswillige Freundin, ein verzopfter Bruder und der Mord am unbeliebten Schuldirektor, mit all diesen Dingen muss sich Eberhofer herumschlagen. Sebastian Bezzel, regelmäßig als Konstanzer Tatort -Kommissar im Einsatz, lässt Eberhofer diesen Widrigkeiten mit lakonischem Schmäh entgegentreten. Die Lösung des Kriminalfalls, bei der der SM-Keller im Haus des Rektors und der Tod eines jungen Strichers nicht zu vernachlässigen sind, spielt für den Ermittler nur eine unwesentlich größere Rolle als die diversen Nebenfronten.

Entsprechend wenig vermag auch die Verbrecherjagd zu fesseln, Dampfnudelblues punktet vielmehr durch das Ausstellen der Charakterköpfe Niederkaltenkirchens. Vom ambitionsgebeutelten Präsidenten des dörflichen Fußballklubs bis zum hanfzüchtenden Vater Eberhofers reicht das skurrile Personal, dem der von seinem Dienststellenleiter stets zur Zurückhaltung Ermahnte mit stoischer Miene begegnet.

Österreichische Beihilfe

Neben Simon Schwarz als einstiger Polizeikollege und nun inoffizieller Ermittlungspartner Rudi Birkenberger kommt dabei auch eine ganze Reihe österreichischer Darsteller (von Maria Hofstätter bis Michael Ostrowski) zum Einsatz. So anarchisch, wie es die Film-PR gern hätte, wird es aber trotz der vielen Figuren nicht wirklich.

Vom Regisseur Ed Herzog mit viel Fernseherfahrung (Tatort, Polizeiruf 110) in Szene gesetzt, reicht Dampfnudelblues kaum über solides Pantoffelkinoniveau hinaus. So wird dem Film vor seiner TV-Ausstrahlung auch nur in Bayern und Österreich ein lokalpatriotisch bedingter Kinostart zugetraut. Ein weiterer Unterschied zum Bullen von Tölz ist aber klar: Während dort die Mama die besten Knödel macht, ist es hier die Oma. (Dorian Waller, DER STANDARD, 31.7.2013)