Wien - "Die Pflanzen haben das Wachsen eingestellt und verdörren", schildert Landwirt Michael Gruber aus Ollern im Tullnerfeld die Situation in der Landwirtschaft angesichts der langen Trockenperiode. Betroffen sind Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben, Sojabohnen, Sonnenblumen, Ölkürbisse und das Grünland.

Mais etwa, der normal im Oktober geerntet wird, beginnt aktuell zu verdörren. Soja, im September reif, ergeht es ebenso. Und die Sonnenblumen, die auch im September blühen, sollten jetzt grün sein. Angesichts der Trockenheit gehen sie in die Notreife. Bei den Sonnenblumen werden vielerorts Totalausfälle erwartet. Besonders schlecht ergeht es den Kulturen auf schlechten Böden mit viel Schotteranteil, weil die Böden das Wasser nicht speichern können, sagte Gruber zum Standard. An schweren Böden gibt es Sprünge von fünf bis acht Zentimetern, die sind bis zu 30 Zentimeter tief, was wiederum das Austrocknen beschleunige.

Der Wein, eine Dauerkultur und tief verwurzelt, holt sich das Wasser derzeit noch aus dem Boden, berichtet Gruber. Das bestätigt auch Ferdinand Lembacher von der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer. Aber in den nächsten Tagen bräuchte auch der Wein Regen. Schlimm sei die Situation derzeit beim Grünland, das gemäht als Grundfutter für Wiederkäuer dient. Der zweite und dritte Schnitt sei "deutlich reduziert" und bei schlechten Böden (mit viel Schotter) ein Totalausfall, so Lembacher.

Hohe Ausfälle bei Grünland bestätigt auch Martin Bäck von der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer. Neben der Trockenheit setzten die Schädlinge dem Boden zu. Durch den Ausfall von Mais (in OÖ gibt es 70.000 Hektar) fehle die Futtergrundlage.

Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich kündigte ein Hilfspaket für dürregeschädigte Bauern an: "Wir haben den trockensten Juli seit dem Beginn der Niederschlagsmessungen im Jahr 1858. Die Hitze und ausbleibende Niederschläge haben in ganz Österreich zu erheblichen Schäden in der Landwirtschaft geführt." Über die Höhe der Schäden wollte weder Berlakovich noch die Hagelversicherung Auskunft geben. Das sei noch zu früh, zumal die Wetterprognosen ja weiter Hitze vorhersagen.

Nach Hochwasser jetzt Dürre

In Salzburg sind rund 15.000 Hektar Futterfläche durch die intensive Sonneneinstrahlung geschädigt worden. Betroffen sind vor allem der Lungau und der nördliche Flachgau. "Besonders schlimm ist die Situation auch im Pinzgauer Saalachtal, denn dort wurden bei der jüngsten Hochwasserkatastrophe große Teile der landwirtschaftlichen Flächen verwüstet, und jetzt zerstört die Dürre den Rest der Ernte. Wir gehen in diesen Teilen des Landes davon aus, dass heuer keine maßgebliche Ernte mehr eingebracht werden kann", sagte der Salzburger Agrar-Landesrat Josef Schwaiger.

Die Hagelversicherung spricht von Totalausfällen beim Körnermais in Kärnten und der Südsteiermark - wobei dieses Problem Richtung Norden ins Burgenland und ins südliche Niederösterreich fortschreite.

Trockenheit verursacht auch Bäumen Stress. In Trockenjahren gibt es ein um bis zu 20 Prozent geringeres Wachstum. Glaubt man Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreichs, dann könnten bei gleichbleibendem Wetter manche Bäume auf Südlagen bald aussehen "wie Christbäume zu Maria Lichtmess (2. Februar, Anm.)". (Claudia Ruff, DER STANDARD, 2.8.2013)