Nach größeren Kooperationsversuchen mit Mitsubishi ist der 2008 der erste eigene SUV-Versuch von Peugeot. Der 1,2-Liter-Benziner im Test

Der 2008 kommt Peugeot in der Krise gerade recht - kompakt, wendig und im SUV-Erscheinungsbild. Da kann nix schiefgehen, da müssen die Massen in die Schauräume strömen. Erste Absatzzahlen lassen vermuten, dass die Rechnung der Franzosen aufgeht, was man ihnen nur gönnen kann, zumal das ein sympathisches Auto ist, auch beim Design.

Foto: der standard/stockinger

Vor allem aber ist der 2008, war speziell unser Testwagen (1,2 VTi mit 82 PS), ein Spezialist für Halbe-halbe. Wo beginnen? Am besten beim Konzept. Ein SUV - und halb wieder nicht, Allrad gibt's nämlich nicht, nur Frontantrieb. Sämtliche Tiroler Hüttenwirte Österreichs stimmen schon ihr Lamento an. Dem Rest der Leute wird es ziemlich wurscht sein.

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2.) Motor. Halb zeitgemäß (genügsamer Downsizing-3-Zylinder mit lustigem Sound; Verbrauch auf der 2343-km-Langstreckenrechnung des Bordcomputers: 6,9 l / 100 km), halb ärgerlich. Zwar wirkt das Ding im ersten bis dritten Gang erstaunlich spritzig, im vierten aber: na ja. Und im fünften: gähn.

Foto: peugeot

Bergauf auf der Autobahn wippt man schon mal mit, um dem Motor beim Temperament zu unterstützen. Klar, 82 PS sind 82 PS, übermotorisiert ist der 2008 damit aber sicher nicht.

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3.) Sitze. Sehen lässig aus, fast sogar nach Schale - geben aber andererseits nicht den suggerierten Halt. Zu weich und komfortabel (Pluspunkt auf der Langstrecke!), da rutscht man in Kurven oft seitlich drüber. Halbe-halbe.

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4.) Lenkrad. Kennt man ja vom 208. Klein wie in einem Sportwagen. Die Lenkung selbst jedoch ist nicht so direkt, wie es zu erwarten wäre, sondern auch wieder komfortbetont, was eh passt für SUV.

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5.) Halb Head-up-Display (HUD), halb nicht. Ebenfalls wie beim 208 platziert Peugeot die Hauptinstrumente über dem Lenkradkranz. So behält man den Blick stets möglichst nah am Verkehrsgeschehen. Die zwei Hauptinstrumentegruppen sind außerdem hübsch gerahmt mit einem zierlichen blauen Leuchtband. Andererseits: Beim echten HUD würden die Infos direkt in die Windschutzscheibe projiziert.

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6.) Fahrwerk. Halb sportlich, halb komfortabel. Zweifellos eine der größten Stärken des 2008. Tadellos abgestimmt. Das macht richtig Spaß, auch in den Kurven.

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7.) Halbe-halbe gilt auch bei den Materialien. Die eine Hälfte wirkt nobel und fein (Leder, Nähte, Alu- und Klavierlackzierrat, Carbon-Look vorn am Armaturenbrett), die andere, na ja, eher billig (nicht besonders attraktiv wirkendes Hartplastik, leicht zu zerkratzen). Keine halben Sachen macht der Wagen beim praktischen Talent: Vorbildlich viele Ablagen und Fächer, ein adäquater Kofferraum, und selbst den hinteren Insassen wird so viel Platz geboten, wie man sich von einem 4,16-Meter-Auto nur wünschen kann.

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Letztlich ist dieser 2008 halb ein Abenteurer, halb ein Vernünftler. Halb ein Typ für Traum (SUV und die werbewirksame Suggestion der großen Freiheit), halb einer für Wirklichkeit (praktisch, modisch, sozial verträglich). So ließe sich resümieren: Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust. Insofern ist Peugeots Hoffnungsträger ein geradezu klassisch ganzer Kerl.

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So. Und ich park jetzt den 2008 ein und geh mit ein paar Kumpels auf eine Halbe. Oder zwei.  (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 9.8.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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