Serviceplan-Manager Christoph Everke.

Foto: Serviceplan

STANDARD: Jüngst öffnete Serviceplan ein Büro in China. Ist die wahre internationale Sprache jene der Werbung, oder wo sind kulturelle Unterschiede?

Everke: Den kulturellen Unterschied merken wir, egal ob in Dubai, China oder Indien. Aber kommuniziert wird überall.

STANDARD: Serviceplan konnte den Umsatz um 7,4 Prozent steigern, hat jüngst 120 Stellen geschaffen. Keine Spur von Medienkrise?

Everke: Wir glauben an das Haus der Kommunikation. Das bedeutet, dass viele Disziplinen unter einem Dach zwar vereint sind, aber jeder eigenverantwortlich handelt. Es gibt ein sehr hohes Involvement der Geschäftsführer. Dadurch hat man eine Garantie für die Kunden. Unser Kundenstand ist nicht ausufernd groß, sodass wir wirklich jeden sehr persönlich betreuen können.

STANDARD: Der Direktmarketing-Verband veranstaltet im Herbst eine Konferenz unter dem Motto "Schlacht um den Kunden". Herrscht Krieg in der Werbebranche?

Everke: Natürlich kann man das so sehen, mir persönlich ist der Titel aber zu martialisch. Ein Dialog ist selten eine Schlacht, sondern ein gewinnender Austausch.

STANDARD: Dahinter steht aber das goldene Kalb - der Kunde. Sie probieren es mit Dialog, aber ist es nicht letztlich doch ein Kampf?

Everke: Wenn man so in einen Dialog einsteigt, merkt der Kunde schnell, dass es um Ergebnisse und nicht um Dialog geht.

STANDARD: Sehen das die Mitbewerber auch so, oder sind Sie allein beim Dialogführen?

Everke: Ich bin da nicht allein. Durch die technischen Entwicklungen ist es viel besser als früher möglich, direkt mit Kunden zu sprechen und in Interaktion einzutreten.

STANDARD: Welche Sprünge lassen sich im Direktmarketing überhaupt noch machen?

Everke: Ein ganz großes Gewicht nehmen mobile Technologien ein. Die Smartphone-Deckung steigt rasant und ermöglicht, viel direkter und persönlicher mit dem Kunden in Kontakt zu treten.

STANDARD: Wie stehen Sie zu neuen Ideen: Werbung, die sich einschaltet, wenn man im Zug einschläft und der Kopf die Scheibe berührt?

Everke: Spannend ist, dass wir technisch noch lange nicht am Ende sind. Man nimmt sein Handy am Tag 150-mal zur Hand. Dass sich daraus Möglichkeiten ergeben, ist offensichtlich.

STANDARD: Gehören Sie auch zu den 150-mal-Usern, oder sind Sie drüber?

Everke: Ich habe noch nicht mitgezählt, aber ich würde fast behaupten, ich bin drüber.

STANDARD: Wen interessieren Preise außerhalb der Branche?

Everke: Ich war letztes Jahr zum ersten Mal in Cannes, aber ich war wahnsinnig beeindruckt. Natürlich ist es für Agenturen toll, einen Preis zu gewinnen, aber es ist mindestens so spannend für Marketer oder Auftraggeber, zu sehen, was möglich wäre, und sich Ideen zu holen. Firmen suchen ihre Agenturen auch danach aus, wie sie in Cannes reüssieren. (Doris Priesching, DER STANDARD, 16.8.2013)