Das Gesetz ist eigentlich recht klar. Hat man das Verkehrsschild "Fußgängerzone" per pedes passiert, darf man auf der Fahrbahn lustwandeln, solange man den erlaubten Verkehr nicht mutwillig behindert. Das "Flanieren" auf der Mariahilfer Straße ist auch eines der Argumente, mit dem die Stadt Wien und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou die dortige verkehrstechnische Umstrukturierung in Anzeigen bewirbt. Nur: Nicht alles, was dort nach Fußgängerzone aussieht, ist auch eine.

Die rot in die Mitte der Straße gepinselte Busspur ist nämlich eine Grenze, die von Fußgängern nur gequert, aber nicht entlang beschritten werden darf. Woher man das wissen soll? Wegen der roten Signalfarbe - und der Kommunikationsmaßnahmen, ist man in Vassilakous Büro überzeugt. Dass die Busfahrer Angst vor Unfällen haben, versteht man dagegen überhaupt nicht.

Nicht zu verstehen ist in Wahrheit, was sich die Verantwortlichen eigentlich denken, eine Fußgängerzone zu machen, in der die Fußgänger besser gleich auf dem Gehsteig bleiben sollen - neben den Bussen düsen schließlich auch die Radler bergab. Da hätte man gleich auch dieses Teilstück zur "Begegnungszone" machen können.

Keine Frage, der Mensch ist lernfähig, und in ein paar Monaten versteht vielleicht jeder, wo er oder sie zu gehen und fahren haben. Aber insgesamt entpuppt sich das grüne Prestigeprojekt bisher als Schwindel-Fußgängerzone. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 20.8.2013)