Mit der GSW (Bild: Objekt im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg) würde die Deutsche Wohnen den zweitgrößten börsennotierten Wohnungskonzern Deutschlands bilden.

Foto: GSW

Die nächste Milliardenübernahme auf dem deutschen Wohnungsmarkt bahnt sich an: Deutsche Wohnen will für rund 1,8 Milliarden Euro die kleinere Berliner Rivalin GSW schlucken, die seit einer Investorenrevolte im Frühjahr derzeit ohne Chef ist. Geld fließt bei der Transaktion nicht, sie soll vollständig über einen Aktientausch abgewickelt werden.

Wenn die Eigner mitziehen, entsteht das zweitgrößte börsennotierte Wohnungsunternehmen in Deutschland mit einem Bestand von rund 150.000 Wohnungen und einem Gesamtwert von 8,5 Milliarden Euro. Die Gagfah mit einem Portfolio von 100.000 Wohnungen würde überholt werden, lediglich die Deutsche Annington mit 180.000 Wohnungen bliebe noch vorne.

"Kräfte bündeln"

Der Deal könnte Experten zufolge der Startschuss für die lang erwarte Konsolidierung des deutschen Wohnungsmarkts sein. "Mit einem Zusammenschluss von Deutsche Wohnen und GSW bündeln die beiden Unternehmen ihre Stärken und schaffen ein auch im europäischen Maßstab führendes Unternehmen", erklärte Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn am Dienstag.

Die GSW galt am Markt schon länger als Übernahmekandidat, Gespräche mit der in Berlin und Frankfurt ansässigen Deutsche Wohnen gab es in den vergangenen Jahren Finanzkreisen zufolge immer wieder einmal. Doch von der nun vorliegenden Offerte - bei Deutsche Wohnen intern als "Projekt Loreley" tituliert - wurde die GSW offenbar kalt erwischt.

GSW-Vorstand nimmt Offert "zur Kenntnis"

Die Geschäfte bei GSW führt derzeit Finanzchef Andreas Segal zusammen mit seinem Vorstandskollegen Jörg Schwagenscheidt, nachdem Vorstandschef Bernd Kottmann Mitte Juli nach einer Investoren-Revolte seinen Hut hatte nehmen müssen. Die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren. Erst am 8. August wurde außerdem mit Claus Wisser ein neuer Aufsichtsratschef eingesetzt, der 71-Jährige saß allerdings bereits zuvor im Kontrollgremium des Berliner Konzerns.

Von der GSW hieß es am Dienstag in einer Pressemitteilung, man habe das Übernahmeoffert "zur Kenntnis genommen". Der Vorstand werde dieses nun "sorgfältig prüfen und bewerten" und im Anschluss daran "eine erste Einschätzung abgeben".

Abschluss bis Mitte 2014

Geht alles glatt, soll die Übernahme im ersten Halbjahr 2014 abgeschlossen sein. Mehr als zwei Drittel des gemeinsamen Portfolios liegt dann in Berlin, wo die Mieten in den vergangenen Jahren deutlich angezogen haben. GSW hat in der Hauptstadt erst vor wenigen Wochen 2.800 Wohnungen zugekauft.

Auch die Deutsche Wohnen ist schon länger auf Einkaufstour: Erst im vergangenen Jahr waren 24.000 Wohnungen der Baubecon-Gruppe dazugekommen. 2007 hatte der Konzern die Konkurrentin Gehag übernommen.

Der fusionierte Konzern kann in Berlin auch Verwaltungseinheiten straffen und Kosten sparen. Mittelfristig erwartet Deutsche Wohnen jährliche Synergien von 25 Millionen Euro und eine Steigerung des operativen Ergebnisses (FFO) je Aktie im mittleren einstelligen Prozentbereich.

Mieterschützer befürchten Verschlechterungen

Nach Ansicht des Deutschen Mieterbunds dürfte der Merger steigende Mieten und Verschlechterungen für die Bewohner zur Folge haben. Davor warnte Verbandsdirektor Lukas Siebenkotten am Dienstag . "Wir müssen damit rechnen, dass Synergieeffekte, die erzielt werden sollen, auch dazu führen, dass Instandhaltung zurückgefahren wird, dass Ansprechpartner weiter wegrücken und das ganze Verfahren auch für die Mieter komplizierter wird", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Mit Blick auf die Entwicklung der Mieten nach der sich abzeichnenden Übernahme der GSW durch die Deutsche Wohnen sagte Siebenkotten: "Wir gehen fest davon aus, dass das ausgereizt wird, was das Gesetz hergibt." (red/Reuters, derStandard.at, 20.8.2013)