Grenzgänger zwischen Doku und Fiktion: Joachim Koester.

Foto: Anders S. Berg

Graz - Der dänische Fotokünstler und Filmemacher Joachim Koester erhält den biennal vergebenen Camera-Austria-Preis der Stadt Graz für zeitgenössische Fotografie. Er ist mit 14.500 Euro dotiert.

Das Werk Koesters überzeuge "durch seine innovative Verhandlung der Beziehungen zwischen dem Dokumentarischen und dem Fiktionalen", er verbinde "Fragen des Wissens und des Unwissens, des Bewussten und des Unbewussten mit Fragen zu Körper, Erfahrung und dem Metaphysischen", heißt es in der Begründung der Jury.

Ausgezeichnet werden stets Fotografen und Künstler, die in der Zeitschrift Camera Austria publiziert haben bzw. für neue Wege oder Positionen in der Fotografie stehen.

Joachim Koester, 1962 in Kopenhagen geboren, lebt und arbeitet in den USA und Afrika. Er sieht seine Arbeit in einem Spannungsfeld zwischen dem, was seine stillen und bewegten Bilder erzählen, und jenem, das scheinbar unerzählt, also im Bild unsichtbar bleibt.

Er selbst übernahm in verschiedenen Fotoserien, etwa The Barker Ranch (2008) oder Some Boarded Up Houses (2011), in denen er vergessene, sterbende, verlassene Landschaften oder Architekturen aufsuchte, eine Rolle zwischen dem sorgfältig recherchierenden Dokumentator und einem poetischen Geschichtenerzähler. Koester reagierte aber auch subtil auf politische Verhältnisse, etwa in der Serie The Secret Garden of Sleep, Schwarz-Weiß-Fotografien von Cannabispflanzen, die als Reaktion auf Ronald Reagans restriktive Drogengesetzgebung entstanden.

Arbeiten des Dänen wurden unter anderem auf der Documenta X in Kassel, der Johannesburg Biennale und der Biennale von Venedig gezeigt. In Graz nahm Koester 2006 und 2009 an Gruppenausstellungen der Camera Austria teil. Im Heft 16/99 der Camera Austria International erschien ein monografischer Beitrag Koesters.

Der Preis wird am Freitag  um 18 Uhr in der Camera Austria von der Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker (Grüne) überreicht. Die Laudatio hält die französische Kunsthistorikerin und Kuratorin Catherine David.   (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 23.8.2013)