Zeit war's: Die Plakate mit Marienkäfer, Schimpanse und Lämmchen sind zwar nett - aber inhaltlich weichgespült. Dazu lieferten die Grünen im angehenden Wahlkampf noch ständig den Hinweis, die einzige Partei zu sein, die gegen Korruption kämpfe und in keinen Skandal involviert sei. Alles wichtig und richtig - aber eben nicht neu. Jetzt, einen Monat vor der Bundeswahl, lassen die Grüne Inhalte folgen, und das nicht zu knapp. Das 130-Seiten-Programm ist - im Vergleich zur Konkurrenz - ungewöhnlich detailreich. So löblich das ist, es birgt Risiken: Die Angriffsfläche für die Mitbewerber ist größer, es stellt sich auch die Frage, ob Sympathisanten nicht zu viel zugemutet wird. Die Grünen haben allerdings immer schon den Hang gehabt, es sich selbst schwerzumachen.

So auch bei der Ausrichtung. Inhaltlich ist klar, wohin der grüne Zug fahren soll: in Richtung Rot-Grün. Das Programm ist in vielen Punkten fast als Antithese zur ÖVP zu sehen. Beispiel Bildung: Die Grünen wollen die gemeinsame Schule der Sechs- bis 14-Jährigen. Beispiel Familie: Die Grünen fordern ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare samt Eheöffnung. Beispiel Steuern: Die Grünen sind für die Wiedereinführung von Schenkungs- und Erbschaftssteuern. Auch die Bauernschaft wird sich wenig freuen, die Lkw-Frächter sind sowieso ein Feindbild. In vielen dieser Fragen kann die Volkspartei nicht mit. Ganz und gar nicht. Da wird sich bei etwaigen schwarz-grünen Verhandlungen nur schwer ein Kompromiss finden lassen. Wer gibt nach? Wer erklärt es seiner Wählerschaft?

Aber nicht nur die Volkspartei wird sich mit diesem Forderungskatalog schwertun. Mit dem Wahlprogramm schließen die Grünen einen ohnehin unerwünschten Partner elegant aus: Frank Stronach. Alles Festlegungen, die es für die Grünen nach der Wahl schwierig machen: Eine Koalition aus Rot und Grün wird sich wohl nicht ausgehen. (Peter Mayr, DER STANDARD, 23.8.2013)