In Apples C-Level-Positionen gibt es keine einzige Frau

Screenshot: Apple

Erkundigt man sich über das Management von Apple, wird man auf der Website des Unternehmens schnell feststellen, dass die Führungs- bzw. C-Level-Positionen des Unternehmens von keiner einzigen Frau bekleidet werden. Die Posten für den Chef, die Vorstände der einzelnen Soft- und Hardware-Abteilungen und der Marketingabteilung sind von erfahrenen und gut organisierten Männern besetzt. Doch unweigerlich stellt man sich die Frage: Wo bleiben bei Apple die Frauen?

Rar, aber doch

Die Recherche dazu gestaltet sich gar nicht so einfach. Apple selbst gibt dazu keinerlei Zahlen oder Informationen heraus und so muss man sich auf Informationen von sozialen Netzwerken wie LinkedIn verlassen oder Infos von anonymen Quellen im Internet heranziehen. Zahlen zu Entwicklerinnen oder einfachen Angestellten gibt es keine. Die hochrangingen Mitarbeiterinnen sind rar, doch es gibt sie.

Die einzige Frau im Vorstand

Eine Frau, die sehr einfach und schnell zu finden ist, ist Andrea Jung. Sie ist im Vorstand des Unternehmens und als Beraterin tätig. Bis 2012 war sie CEO des Kosmetikunternehmens Avon. Nach ihrem Abgang als Chefin blieb sie aber bis heute auch dort im Vorstand. Zusätzlich zu Apple und Avon hält Jung auch noch denselben Posten bei General Electric und Daimler inne.

Katie Cotton

Eine der bekanntesten Frauen bei dem Technologieunternehmen ist Kommunikations-Chefin Katie Cotton. Sie ist verantwortlich für die Kommunikation mit den Medien und gibt vor, was nach außen gelangt und was nicht. Sie soll zu Zeiten Steve Jobs seine "rechte Hand" gewesen sein und dafür verantwortlich sein, dass das Unternehmen zu vielen Dingen schweigt. 2008 wurde sie in den Medien zahlreich kritisiert, da sie Steve Jobs' Gesundheitsprobleme verheimlichte und diese später als "common bug" bezeichnete. Später stellte sich heraus, dass Steve Jobs sie gebeten hatte über seinen Gesundheitszustand zu lügen. Eingestellt wurde sie 2007.

Eine der längsten Mitarbeiterinnen

Shaan Pruden ist eine weitere wichtige Figur im Unternehmen. Sie soll bereits seit 1989 dabei sein und ist als Direktorin der Abteilung "Partnership Management" für die Verwaltung von Partnern und Entwicklern weltweit zuständig. Durch das Wachsen des AppStores und der Marke Apple im Allgemeinen hat Pruden im Laufe der Jahre eine immer größere Verantwortung zugesprochen bekommen. Sie dürfte eine der langjährigsten Mitarbeiterinnen des Unternehmens sein.

Wenig Informationen zu wichtigen Frauen

Die weltweiten Online-Stores von Apple werden ebenfalls von einer Frau geleitet. Jennifer Bailey nahm diesen Posten bereits 2003 an. In ihrem Lebenslauf findet man laut "BusinessWeek" vor der Station Apple auch Netscape, wo sie mit der Strategie des zu AOL gehörenden Netcenters beauftragt war. Mac OS X Programm-Managerin Kim Vorrath wiederum hat laut "Wall Street Journal" einen so wichtigen Posten im Unternehmen, dass sie und Craig Federighi es waren, die den iOS-Mitarbeitern den Abgang von Scott Forstall mitteilen "durften". Sie soll seit über zwei Jahrzehnten bei Apple arbeiten, allerdings gibt es zu ihr so gut wie keinerlei Informationen.

Supply Management unter weiblicher Führung

Einen schönen Lebenslauf kann auch Rita Lane vorweisen. Die Chefin der "Operation"-Abteilung hat zuvor schon Stationen wie Motorola, IBM und die US Air Force hinter sich gelassen. Seit 2008 ist sie für den gesamten Ablauf und das Supply Chain Management für iPad und Mac zuständig. Eingestellt wurde sie von Tim Cook persönlich.

Keine spezielle Förderung

Unschwer zu erkennen ist, dass Frauen bei Apple auch wichtige Rollen haben. In den sichtbaren Führungspositionen, die meist den Jubel und Applaus ernten, sind sie allerdings nicht zu finden. Wie in vielen anderen Unternehmen in der Technologie-Branche ist der Mangel an Frauen auch bei Apple sichtbar. Das Unternehmen strebt aber keine spezielle Politik in Sachen Frauenförderung an – zumindest keine bekannte. Berichte von Diskriminierung sind aber auch ebensowenig bekannt.

Seit Jahrzehnten unverändert

Apple ist hier vermutlich – wie auch Microsoft - konservativ unterwegs und unterscheidet bei Ausschreibungen und Bewerbungsgesprächen bei guter Qualifikation wohl nicht zwischen Geschlechtern, sondern verlässt sich auf das Können. Auffällig ist jedoch, dass die hohen Posten nach wie vor – und das seit Jahrzehnten – von Männern besetzt sind, obwohl es genug qualifizierte Frauen im Unternehmen zu geben scheint. (Iwona Wisniewska, derStandard.at, 27.9.2013)