Bild nicht mehr verfügbar.

Funkfrequenzen, Kabelbetreiber und andere Zukäufe - Telekom-Chef Hannes Ametsreiter hat viele Pläne und vermutlich noch mehr Träume, aber nicht genug Geld zu deren Verwirklichung in der Kasse.

Foto: APA/Hans-Klaus Techt
Grafik: Standard

Wien - Die Pläne für eine Kapitalerhöhung in der Telekom Austria (TA) sind viel konkreter als bisher zugegeben. Einen Bedarf von gut einer halben Milliarde Euro hat der Vorstand in der Aufsichtsratssitzung des teilstaatlichen Ex-Monopolisten vor zwei Wochen angemeldet.

Das Echo der versammelten Aktionärsmitglieder war laut STANDARD-Informationen gemischt: Die Abgesandten des Großaktionärs América Móvil befürworteten den Schritt, sie hätten zu verstehen gegeben, dass sie jedenfalls mitziehen wollen, um eine Verwässerung ihres offiziell mit 23,7 Prozent angegebenen Aktienpakets zu verhindern, berichten Sitzungsteilnehmer.

Anders die Staatsholding ÖIAG. Sie hält aktuell 28,42 Prozent an der Telekom und müsste rund 70 Millionen Euro in die Hand nehmen, um ihren Anteil auf einer Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) zu erhalten. Wollte die Republik ihr Paket auf 28,42 Prozent stabil halten, wäre ungefähr das Doppelte notwendig. Entsprechend verhalten habe ÖIAG-Vorstandschef Rudolf Kemler reagiert, der als TA-Präsident fungiert. Kemler habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass es in Vorwahlzeiten schwierig werde, politische Ansprechpartner für die Kapitalaufrüstung zu finden, erzählen Kapitalvertreter.

Zuständig für die ÖIAG ist formal das von Maria Fekter (ÖVP) geführte Finanzministerium. Es hat in der Vergangenheit auf Kapitalbedarf von Staatsbetrieben sehr selektiv reflektiert, auf Budgetkonsolidierung verwiesen - und die von der Telekom verlässlich gelieferten Dividenden eingestreift. Im Vorjahr waren es von Post, OMV und Telekom zusammen 152 Millionen Euro.

Die TA wollte ihren Wunsch nach frischem Geld am Montag nicht kommentieren. Man habe aktuell keinen Finanzierungsbedarf, versicherte TA-Sprecher Peter Schiefer.

Deadline Mitte September

Wie das mit der in der Aufsichtsratssitzung genannten Deadline zusammenpasst, erschließt sich daraus ebenso wenig wie der Zeitdruck. Das TA-Vorstandsduo Hannes Ametsreiter und Hans Tschuden will von seinen politischen Eigentümervertretern bis Mitte, spätestens Ende September wissen, wie freizügig das eigentümerliche Geld sitzt.

Auch in der ÖIAG gibt man sich zugeknöpft: "Die Frage stellt sich im Moment nicht", sagt ÖIAG-Chef Kemler zum STANDARD, "alle zahlen sind Spekulation." Sollte sich dies in nächster Zeit ändern, wäre eine Finanzierung aber kein Problem. "Noch steht der Kapitalbedarf nicht fest, aber ich habe nicht vor, den ÖIAG-Anteil verwässern zu lassen."

Zwar ist die Geldnot nicht akut - in Geld schwimmt die TA aber trotzdem nicht. Mit der Versteigerung der Funkfrequenzen für die neue Mobilfunktechnologie LTE steht im September ein dicker Ausgabenbrocken an. Die Kosten werden konzernintern, wie berichtet, auf 300 bis 500 Millionen Euro taxiert. Hinzu kommt die Einkaufstour, die Ametsreiter bevorzugt in Ost- und Südosteuropa unternehmen würde.

Konkret im Visier ist einmal mehr Serbien, wo es A1 Telekom geschafft hat, sich ins Rennen um den Kabelbetreiber Serbia Broadband (SBB) wieder hineinzureklamieren. SBB-Eigner Mid Europa Partners LLP in London habe den Datenraum für eine vertiefte Prüfung der Unternehmenszahlen bereits geöffnet, im Oktober sind finale Offerte zu legen. Die Zuschlagserteilung wird noch heuer erwartet, der Kaufpreis auf eine Größenordnung von 700 Mio. bis zu einer Milliarde Euro taxiert.

Formal bräuchte die ÖIAG für die Zustimmung zu einer Kapitalerhöhung übrigens keinen Ministerratsbeschluss, wertsteigernde Maßnahmen darf die laut ÖIAG-Gesetz eigenverantwortlich setzen. Im Gegensatz zum Verbund, wo die Regierung eine halbe Milliarde Euro stemmen musste, bräuchte die Republik für die TA kein Cash. Die auf ihre Schuldenfreiheit stolze ÖIAG müsste sich fremdfinanzieren. Gegenwerte stehen mit OMV, Post und TA zur Verfügung. In der Praxis ist Schuldenaufnahme ohne Zustimmung des Finanzministers freilich denkunmöglich. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 27.8.2013)