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Die drohende Eskalation in Syrien beunruhigt auch die Finanzmärkte und treibt den Preis für das "schwarze Gold".

Foto: Reuters/Amit Gupta

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Grafik: APA, Arbö

Syrien ist seit Wochen weltweit das beherrschende Thema an den Finanzmärkten. Vor dem Hintergrund eines drohenden Militärschlags westlicher Länder im Nahen Osten werden Investoren nervös, Öl- und Goldpreis steigen.

Letzterer kletterte am Mittwoch erstmals seit Anfang Juni wieder über die Marke von 1.400 Dollar. Der Preis für US-Öl sprang gleichzeitig auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober kostete 112,02 US-Dollar - über drei Dollar mehr als noch am Vortag. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent legte um 2,75 Dollar auf 117,11 Dollar zu. Das ist eine Steigerung der beiden Sorten um jeweils knapp sechs Prozent innerhalb von zwei Tagen.

Experten der französischen Großbank Société Générale sehen den Ölpreis bereits durch die Decke schießen und prognostizieren einen Anstieg auf 150 US-Dollar, sollte es zu einem Flächenbrand im Nahen Osten kommen.

Andere Marktteilnehmer sehen die Entwicklung dagegen gelassener und erwarten nur geringe Auswirkungen eines Militärschlags auf die Märkte - vorausgesetzt, der Konflikt bleibt regional beschränkt.

Syrien, ein Zwerg am Ölmarkt

"Das ist reine Panikmache", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank in Frankfurt. "Als im Jahr 2011 der Konflikt in Libyen ausbrach, warnten einige Analysten vor einem Ölpreis von 200 Dollar." Prognosen, die nicht eingetreten sind. Die Versorgungslage auf dem Weltölmarkt sei derzeit als entspannt einzustufen, so Weinberg im Gespräch mit derStandard.at, die Lager seien gut gefüllt und freie Kapazitäten ausreichend vorhanden.

Dass die Preise auf 120 Dollar und mehr steigen, kann sich der Experte nur dann vorstellen, wenn der Konflikt auf Länder wie den Iran oder Saudi-Arabien, den weltgrößten Ölexporteur, übergreift. Aus dem Nahen Osten kommt immerhin rund ein Drittel des weltweiten Öls.

Die Rolle Syriens auf dem Ölmarkt ist zudem verschwindend gering. "Das Land ist weder ein bedeutender Ölproduzent noch ein Großimporteur und hat auch keinerlei wichtige Pipelines. Sollte es bei einem lokalen Konflikt in Syrien bleiben, wird das kaum Auswirkungen auf den Weltmarkt haben", so der Commerzbank-Experte. Dennoch hält er die Sorgen der Investoren für legitim, schließlich bezieht sich die Preisbildung nicht auf unmittelbar aktuelle, sondern auf zu erwartende geopolitische Risiken.

Eskalation und Psychologie

Seit Jahren beobachten Experten bestimmte Verhaltensmuster an den Märkten, wenn politische Konflikte eskalieren. Fast immer, wenn ein Militärschlag erwartet werde, steige der Ölpreis stark. Kurz nach der politischen Intervention seien die Preise aber fast immer relativ schnell wieder gesunken, so Weinberg. "So wird es aller Wahrscheinlichkeit auch dieses Mal sein."

Am Donnerstag wurde Öl wieder etwas billiger. Mit rund 116 Dollar pro Fass lag der Preis für Nordsee-Öl der Marke Brent rund einen Dollar unter dem des Vortages. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel auf 109,38 Dollar. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 29.8.2013)