Grafik: DER STANDARD

Wien - Ausdrücklich bezogen Neos ihre Beschwerde über den ORF nicht auf die aktuelle Berichterstattung: In den Wahldebatten fühlt sich die bisher nicht im Nationalrat oder Landtagen vertretene Partei zurückgesetzt. Und rief deshalb nun die Medienbehörde an, weil der ORF damit das Gesetz verletze. Was der entschieden verneinte.

Die TV-Beobachter von Mediawatch weisen in ihrer Bilanz über den Wahlkampfmonat August ausnahmsweise auch aus, wie Fraktionen ohne Mandate in den drei wichtigsten ORF-Fernsehnachrichten zu Wort kamen. Ergebnis: Neos-Chef Matthias Strolz liegt in der Sonderauswertung im August auf Platz eins vor ÖVP-Chef Michael Spindelegger.

Zapfen in der "ZiB 2"

Wesentlichen Anteil daran hatten Föhrenzapfen - bei Strolz' Interview in der "ZiB 2". Im Studio suchte er mit solchen Bockerln zu verdeutlichen, wie "Chancen junger Menschen runterfallen". Auch mit dieser Form des Verzapfens macht man TV-Zeit. Dazu eine Diskussion von Vertretern kleiner Parteien in der "ZiB 24" um Mitternacht - und schon führt Strolz im August mit 758 Sekunden die Gesamtwertung an.

Nach Parteien liegt hier - über alle drei größeren ORF-Nachrichten gerechnet und unabhängig von Mandaten - die ÖVP mit 28 Prozent der Redezeit vor der SPÖ mit 22,2. Gleich dahinter Neos mit 12,8 Prozent, Piraten mit knapp 9,6 und KPÖ mit fast neun Prozent noch vor den Grünen.

Fokussiert Mediawatch die Parteienwertung wie üblich auf die Parlamentsfraktionen, steht es in den drei großen "ZiBs" zusammen im August 40,8 Prozent für die ÖVP und 32,3 für die SPÖ, die Grünen kamen mit 11,4 Prozent unter den Oppositionsparteien am längsten zu Wort.

Sekunde mal

Sekunde ist naturgemäß nicht Sekunde: Einen O-Ton in der "ZiB 24" hörten im August im Schnitt 89.000 Menschen. Einen Politikersager in der "ZiB 2" vernahmen laut Teletest 478.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr verfolgten im August im Schnitt 837.000.

Um 19.30 Uhr kamen die Vetreter kleinerer Parteien laut Mediawatch nicht zu Wort: Hier redete Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann im August mit 149 Sekunden am längsten. Vize Michael Spindelegger knapp dahinter 127 Sekunden.

Grünen-Chefin Eva Glawischnig kam um 19.30 Uhr 116 Sekunden lang zu Wort. Heinz-Christian Strache (FPÖ) redete in der "Zeit im Bild" im August insgesamt 105 Sekunden.

Nach (Parlaments-)Parteien steht es in den wichtigsten TV-Nachrichten des Landes im August knapp 32 Prozent für die ÖVP, 29 Prozent für die SPÖ; knapp 15 Prozent schaffen die Grünen, die FPÖ liegt bei 11,2.

Sekunde ist naturgemäß auch inhaltlich nicht Sekunde: In der "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr war die für die Volkspartei doch eher unglückliche Debatte über Arbeitszeit zweitwichtigstes Thema. Unter den Top drei der FPÖ nach Sendezeit die Frage nach Steuergeld für eine Geburtstagsfeier des freiheitlichen Kärntner Politikers Uwe Scheuch. (red, DER STANDARD, 6.9.2013)