Wenn die G-20-Länder umsetzten, was sie auf ihrem Gipfel in St. Petersburg angekündigt haben, dann war das Treffen ein Erfolg. Erstmals haben sich die Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer dazu bekannt, Steuerinformationen künftig grenzüberschreitend und automatisch auszutauschen.

Der geplante Datentransfer ist ein überfälliger Schritt: Bisher kooperieren Fahnder nur, wenn bereits ein Verdacht gegen einen möglichen Steuersünder gegeben war. Genau dies ist aber ohne Einsicht in Informationen über die Bankguthaben und die Vermögensveranlagung der eigenen Bürger im Ausland nicht möglich. Allerdings ist die Gefahr groß, dass die ehrgeizigen G-20-Pläne verwässert werden.

Die Enthüllungen des Offshoreleaks-Projekts im Frühjahr haben gezeigt, dass wohlhabende Steuerbetrüger ihr Geld nicht einfach im Ausland anlegen, sondern ein Geflecht von Scheinfirmen benutzen, um ihre Identität zu verschleiern. Der verstorbene Industriellenerbe Gunter Sachs legte sein Geld etwa via Schachtelkonstruktionen über die Cook Islands, Luxemburg, Panama und Jersey an. Ein simpler Datenaustausch hilft also wenig, wenn sich die Identität des wahren Kontoinhabers nicht feststellen lässt. Notwendig sind daher strenge Auflagen an Banken, damit sie wissen, wer ihre Kunden sind. Und ohne dass alle Finanzzentren einsehbare Stiftungs-, Unternehmens- und Trustregister schaffen, ist der G-20-Plan zum Scheitern verurteilt. (András Szigetvari, DER STANDARD, 7.9.2013)