Die nächste Regierung müsste schon sehr rasch zusammenfinden, damit der ORF sich sein Sparbudget 2014 noch sparen kann. Bis November muss es vorliegen, im Dezember beschlossen werden. Diesen Montag besprach der Finanzausschuss des ORF-Stiftungsrats, wie realistisch die Vorstellungen der Direktoren dafür umzusetzen sind. Kenner der Materie sahen den Gebührenfunk da "auf gutem Weg".

Vor dem Sommer war im Stiftungsrat vor allem Karl Amon aufgefallen: Der Radiodirektor erklärte den Räten im Juni, dass er eineinhalb Millionen mehr einnehmen wolle, insbesondere für Radiosymphonieorchester und Radiokulturhaus. Zweifeln der Räte begegnete Amon trocken mit demHinweis, er sei für das operative Geschäft zuständig – wenn die Räte seinen Job machen wollten, sollten sie es ihm sagen. Der von der FPÖ entsandte Stiftungsrat Norbert Steger nahm den Ball auf und freute sich, dass Amon von seinem Tun so überzeugt sei, dass er seine Funktion damit verknüpfe.

Strategie ohne Standort

Amon müsste damit den Vorstellungen von ORF-Star Harald Krassnitzer entsprechen. Der findet im APA-Interview „das ewige Spiel merkwürdig", dass der ORF bei Gebührenfragen stets zuerst am Programm sparen wolle: "Dort ist man bereits am absoluten Limit", findet der Schauspieler. "Die Leute zahlen ja nicht Gebühren, damit man den Küniglberg hat."

Den künftigen ORF-Standort und die Unternehmensstruktur soll laut Kennern des Papiers übrigens auch die ORF-Strategie 2020 von ORF-Chef Alexander Wrabetz nicht präzisieren. Dieses schon seit längerem ausgearbeitete, im Juni aber nicht abgefertigte Strategiepapier könnte der Stiftungsrat übrigens diesmal beschließen. Der Finanzausschuss hat den Antrag aber am Montag auf Donnerstag vertagt und damit an das Plenum des Stiftungsrats weitergereicht.

Ein neues Gebührenmodell - Rundfunkgebühr für alle Haushalte oder auf möglichst alle Geräte, die ORF-Inhalte abbilden können - soll in der Strategie nun übrigens noch längerfristig stehen. Bisher nannte ORF-General Wrabetz dafür 2016 oder 2017. Nun könnte es im Papier auch da 2020 werden, hörte man zuletzt. So knapp vor der Nationalratswahl sind Rundfunkgebühren für alle ja kein willkommenes Thema.

Rascher hofft der ORF auf weitere Abgeltung von Gebührenbefreiungen: Sie läuft nach gültigem Gesetz mit Ende 2013 aus. Der ORF erhielt seit 2010 zweimal 50 und zweimal 30 Millionen Euro im Jahr von der Republik. Die Bundes-ÖVP zeigt sich zur Verlängerung bisher skeptisch, die SPÖ wirkt deutlich aufgeschlossener bei dem Thema. (fid, derStandard.at, 9.9.2013)