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Der ehemalige Finanzminister mahnt seinen Nachfolger, endlich zu handeln.

Foto: AP/ Martinez Monsivais

Wird es eine neue Finanzkrise geben? Das sei die Frage, die Henry Paulson am meisten gestellt werde, schreibt der ehemalige Finanzminister der Regierung Bush in einem Gastbeitrag im deutschen Handelsblatt. "Ich fürchte, dass die Antwort darauf ‚Ja‘ lautet", ist seine wenig optimistische Antwort.

Jede Finanzkrise erwachse aus verfehlten politischen Maßnahmen, schreibt der langjährige Geschäftsführer von Goldman Sachs. Daraus entstünden Auswüchse, die es jetzt zu stoppen gilt. Freilich war er zwischen 1999 und 2006 als Goldman-Chef selbst Teil des Systems. Konkret nennt der nun Vorsitzende seines eigenen Think Tanks, dem "Paulson Institute", drei Dinge, die angegangen werden müssen.

Fannie Mae und Freddie Mac privatisieren

90 Prozent der neuen Wohnhypotheken in den USA würden von den seit der Krise verstaatlichten Baufinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac getragen. Eine Reform stehe noch immer aus. Die beiden Institute hatten den Banken vor der Krise Papiere abgekauft, die mit dem Platzen des Immobilienbooms einen großen Teil ihres Wertes verloren haben. Paulson fordert eine schnelle Privatisierung, nur ein privater Hypothekenmarkt würde Exzesse am Markt verhindern.

Schattenbanken regulieren

Weiters kritisiert Paulson, dass sich die Debatte um das Finanzsystem lediglich um die großen Banken drehe. Wirklich wichtig sei aber eine Regulierung des Schattenbankensystems. Unter den Begriff Schattenbanken fallen etwa Geldmarktfonds oder Hedgefonds. Von ersteren leihen sich viele Banken kurzfristig Geld. Paulson fordert Notfallpläne zur Abwicklung dieser Institute, höhere Sicherheitsanforderungen und mehr Transparenz.

Too big to fail inakzeptabel

Seine ehemalige Bank, Goldman Sachs, ist Paulson anscheinend zu groß. "Das ‚Too big to fail‘-Phänomen ist inakzeptabel", schreibt der US-Amerikaner. Mit strengeren Regeln will er die Vorteile minimieren, die große Institute hätten. Er spricht sogar von einer Größenbeschränkung und einem Veräußerungszwang für Banken, die ihre Risiken nicht mehr im Griff haben.

Keine Bank solle zu groß sein, dass sie untergehen kann, schreibt Paulson. Wie er sich das genau vorstellt, verrät er den Lesern aber nicht. (sat, derStandard.at, 11.9.2013)