Nürnberg - Es sind 1.400 Namen, die auf der Liste stehen: Namen von Menschen oder Institutionen, denen die Nationalsozialisten ihre Bücher geraubt hatten. Amerikanische Soldaten stellten das Diebesgut nach dem Krieg in Nürnberg sicher - und vielleicht gehen nun, 70 Jahre später, etliche Werke wieder an ihre Besitzer oder deren Nachfahren zurück. Derzeit schlummern noch rund 9.000 solcher Bücher in der Nürnberger Stadtbibliothek. Doch am Dienstag veröffentlichte sie eine neue Liste mit den Namen ehemaliger Besitzer - meist Juden und Freimaurer aus ganz Europa.

Damit ist nun die Herkunft von 3688 der rund 9000 geraubten Werke geklärt, die unter dem Namen "Sammlung israelitische Kultusgemeinde" in der Nürnberger Stadtbibliothek aufbewahrt werden. Seit 16 Jahren arbeitet der Raubgutforscher Leibl Rosenberg im Auftrag der Stadt und der Gemeinde daran, die ehemaligen Besitzer der Bücher oder ihre Nachfahren ausfindig zu machen. Bereits 2008 und 2010 hatte er entsprechende Namenslisten veröffentlicht.

Die Recherchen sind oft schwierig, wie Rosenberg schilderte: Zwar seien bei rund einem Drittel der Bücher die Namen der Besitzer eingetragen. Manchmal seien es jedoch auch nur Widmungen, Verzierungen oder Fotos, auf denen er nach Hinweisen suche. Nach der Veröffentlichung der aktuellen Liste hofft er, dass sich möglichst viele Betroffene oder Verwandte melden. Wertvoll seien die Bücher meist nicht - zumindest nicht auf materieller Ebene, betonte Rosenberg. "Aber jedes Buch hat seine Geschichte." Und das sei den meisten Hinterbliebenen wichtiger. (APA, 11.9.2013)