Was der Ausbau der U1 bringt.

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Wien/St. Pölten - "Wozu sie uns die herbauen, weiß ich nicht. Die U1 braucht ja wirklich keiner." Die Dame, die ihren Hund hinter der gen Station Leopoldau Gassi führt, schüttelt den Kopf. Sie sei ohnehin mit der S-Bahn in nur zehn Minuten am Praterstern.

Ganz so sieht man das unter Wiens Stadtplanern nicht. Die finden die Verlängerung der U1 im Norden bis nach Leopoldau für richtig und wichtig. Die Prognosen für den Stadtteil hinsichtlich Bevölkerungswachstum sind rosig: 2020 werden dort 100.000 Menschen leben, 30.000 Arbeitsplätze sollten bestehen, sagt MA18-Stadtplanerin Astrid Klimmer. Nicht unwesentlich ist in dem Zusammenhang auch der Ausbau der S1-Umfahrung für Wien. Ab 2015 soll an dem Stück zwischen Lobau und Süßenbrunn gearbeitet werden. Auf ihr sollen Ost-West-Pendler zwar dem Stau in Wien großräumig ausweichen, Schleichwege in die Stadt würden sich aber an dieser Achse bald auftun, fürchten Gegner.

Dazu kommt laut Studie, dass die konzentrierte Belastung der U1 in Kagran und die Anbindung von Bim und Bus schon jetzt Probleme brächten, die mit dem Ausbau deutlich reduziert werden könnten. Die Anbindungen werden auf mehrere Stationen verteilt. Die stark frequentierte S-Bahn zwischen Floridsdorf und Praterstern soll entlastet werden.

U-Bahn, S-Bahnen und Parkplätze unter einem Dach

An der Endstation Leopoldau wird seit 2002 gearbeitet, laut Josef Saghy (Wiener Linien) kostet der Abschnitt 98 Mio. Euro. Öffi-Nutzer werden 2006 alle Bahnsteige für U1 und S-Bahnen unter einem Dach finden. Auf dem lang angelegten Bahnhofsbau wird obenauf eine Hochgarage gestellt. Diese Park&Ride-Anlage wird 1050 kostenpflichtige Stellplätze bieten. 1200 Plätze werden an der Aderklaaer Straße errichtet.

Heikles Thema

Womit man bei einem heiklen Thema im Bezirk gelandet wäre. Die Leopoldauer fürchten, dass wegen der raschen U1 ins Zentrum viele Pendler aus Niederösterreich ihnen Parkplätze wegschnappen werden. Die Nordrandsiedlung wäre stark betroffen. SP-Bezirkschef Heinz Lehner will rund um die Endstation eine Zone definieren, in der Anrainer mit einem speziellen Pickerl die Parkplätze für sich beanspruchen könnten.

Bei der NÖ-Landesregierung sieht man das Pendlerproblem bereits entschärft. Seit 1994 würden entlang der Bahnstrecken Park&Ride-Anlagen für Pendler errichtet - gratis zur Benützung. Das ist der Anreiz, damit alle möglichst weit vor den Stadttoren ihr Auto stehen lassen. 26.000 Stellplätze gebe es, rechnet Regina Schönbichler (Abteilung Gesamtverkehr) vor. 40.000 Gratisplätze werden es. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.8.2003)