Nach dem Tod einer zwangsverheirateten Achtjährigen im Jemen will sich die jemenitische Menschenrechtsministerin für das Heraufsetzen des Mindestalters für Hochzeiten auf 17 Jahre einsetzen. Sie habe in einem Brief an den Parlamentspräsidenten gefordert, ein entsprechendes Gesetzesvorhaben wieder auf die Tagesordnung zu nehmen, sagte Houria Machhour am Samstag. Das Gesetz liege seit 2009 auf Eis.

Tod nach Hochzeitsnacht

Nach Angaben von Kinder- und MenschenrechtsaktivistInnen starb die achtjährige Rawan vergangene Woche an inneren Blutungen, nachdem sie von ihrem etwa 40-jährigen Ehemann vergewaltigt wurde. Die jemenitische Regierung hatte am Freitag ein Komitee eingesetzt, um die Vorwürfe zu prüfen.

Machhour sagte, es gebe bisher nicht genügend Beweise. "Aber ich befürchte, dass es einen Versuch gibt, Stillschweigen über den Vorfall zu wahren, vor allem weil er sich in einer abgelegenen ländlichen Gegend in der Provinz Hajja zugetragen hat, wo es bereits ähnliche Fälle gab", sagte die Ministerin. "Wenn sich herausstellen sollte, dass etwas vertuscht wird, ist es ein umso größeres Verbrechen."

Unklare Definition von Kindsein

Machhour hatte sich bereits zuvor gegen Kinderhochzeiten eingesetzt. Im Jemen ist jedoch nicht genau geklärt, ab wann man kein Kind mehr ist. Das erschwert eine gesetzliche Regelung. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch werden in dem armen Land im Süden der arabischen Halbinsel 14 Prozent der Mädchen vor ihren 15. Geburtstag verheiratet und 52 Prozent vor dem 18. Geburtstag.

Im Jahr 2010 hatte die damals zehnjährige Jemenitin Nojoud Mohamed Ali als erstes Mädchen in ihrem Land eine Scheidung durchgesetzt. Sie war 2008 zwangsverheiratet und von ihrem 20 Jahre älteren Ehemann vergewaltigt und geschlagen worden. (APA/red, dieStandard.at, 15.09.2013)