Rund 70.000 Menschen in Österreich ist von Epilepsie betroffen, weltweit sind es geschätzte 50 Millionen. Trotz bestmöglicher medikamentöser Behandlung leidet ein Drittel der Betroffenen an Anfällen, die oftmals beträchtliche psychosoziale Auswirkungen zeigen.

Für einen Teil dieser Menschen gibt es nun eine neue und viel versprechende Behandlungsoption, um die Symptome zu lindern. Patienten mit schwer behandelbaren Epilepsien werden im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit der Universitätskliniken für Neurologie und Neurochirurgie der MedUni Wien einem Palliativverfahren mit der tiefen Hirnstimulation (deep brain stimulation DBS) unterzogen.

Implantation von Elektroden

Ekatarina Pataraia von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien erklärt die Vorgangsweise: "In einem Gehirnareal, dem Thalamus, werden Elektroden implantiert. Durch die Dauerstimulation dieser Strukturen kann es zur Unterbrechung der Ausbreitung der epileptischen Aktivität und dementsprechend zu einer deutlichen Abnahme der Anfallsfrequenz und -schwere kommen." Die Methode wird an den Universtitätskliniken der MedUni Wien darüber hinaus bereits bei anderen Indikationen, z.B. für die Behandlung von Morbus Parkinson, mit großem Erfolg eingesetzt.

Menschen mit Epilepsie haben schlechtere Berufschancen Wie wichtig die Behandlung von Epilepsie ist, zeigt eine heuer an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien durchgeführte Studie. Dazu Studienleiterin Ekaterina Pataraia: "Nur sehr wenige Personen mit Epilepsie absolvieren nach der Pflichtschule eine Berufsausbildung. Dadurch haben diese Menschen deutlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt." Auch ein Universitäts- bzw. Hochschulstudium wird nur höchst selten abgeschlossen. Hinzu kommt nach wie vor das Problem der Krankheitsstigmatisierung und der damit verbundenen psychosozialen Belastung.

Für das Gesundheitssystem besteht auch eine hohe finanzielle Belastung durch die direkten Krankheitskosten einerseits, die durch Medikamentenkosten und ärztliche Behandlung, Spitalsaufenthalte und Notfallbehandlungen entstehen, und andererseits durch indirekte Kosten, z.B. infolge Arbeitsunfähigkeit, Rentenzahlungen oder Pflege. (red, derStandard.at, 17.9.2013)