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Menschen, die regelmäßig Sport treiben wollen, rät der deutsche Experte Karl-Dieter Heller zu einer orthopädischen Vorsorgeuntersuchung und zu regelmäßigen Folgeuntersuchungen.

Foto: EPA/TAMAS KOVACS

Jährlich verletzen sich in Deutschland rund zwei Millionen beim Sport. Häufig müssen Ärzte nach einer Verletzung den Meniskus entfernen oder das Kreuzband behandeln. Hierbei steigt die Gefahr für Arthrose auf bis zu 80 Prozent. Auch Fehlstellungen der Beine oder der Hüfte begünstigen chronische Schäden an den Gelenken. In schweren Fällen droht der Gelenkersatz.

Orthopäden und Unfallchirurgen raten deshalb Freizeit- und Profi-Sportlern, sich regelmäßig von einem Facharzt auf Gelenkerkrankungen und Achsfehlstellungen untersuchen zu lassen und sich vor Verletzungen zu schützen.

Gelenke halten Dauerbelastungen stand

Menschliche Gelenke können selbst extremen Dauerbelastungen wie etwa dem Europe Foot Race 2009 standhalten. "Wie eine Studie zu diesem Ultramarathon zeigte, weisen die Fußgelenke der Läufer selbst nach mehr als 4.500 Kilometern quer durch Europa keine Schäden auf", berichtet Johannes Flechtenmacher, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aus Karlsruhe. "Nach etwa 2.000 Kilometern erholte sich der Gelenkknorpel sogar trotz fortbestehender Laufbelastung."

Sport ist aber nur gesund, solange Gelenke dabei nicht beschädigt werden oder keine Vorerkrankungen bestehen. Bei sportlichen Wettkämpfen, wie der diesjährigen Leichtathletik-WM in Moskau, erleidet jeder zehnte Sportler Blessuren. Im Breitensport ziehen sich innerhalb von fünf Jahren 2,5 Prozent der Sportler schwere Verletzungen zu. Selbst beim ambitionierten Schulsport verletzen sich 0,4 Prozent der Schüler ernsthaft. Betroffen sind häufig die Gelenke, insbesondere Hüfte, Knie, Sprunggelenk und Schulter.

Sportverletzungen vermeiden

Das Risiko einer Arthrose erhöht sich nach einem Meniskusschaden um ein 20-faches. Die Folge sind Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit und instabile Gelenke, was wiederum das Risiko für Brüche erhöht. Entfernen Ärzte den Meniskus im Knie operativ, kommt es bei 70 Prozent der Patienten nach 20 Jahren zu einer im Röntgenbild sichtbaren Arthrose. Mit rund 80 Prozent ist der Gelenkverschleiß im Knie nach Kreuzbandverletzungen noch höher.

Die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen eine Arthrose ist die Vermeidung von Sportverletzungen. Gefordert sind hier vor allem die Trainer. Insbesondere bei Kontaktsportarten und beim Skifahren solle in der Ausbildung mehr Gewicht auf die Prävention von Gelenkverletzungen gelegt werden, fordert der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU).

Arthrose ist nach wie vor nicht heilbar

Er begrüßt daher die internationale Aktion "STOPSportsInjuries" der American Orthopaedic Society for Sports Medicine. Sie bietet Sporttrainern, Eltern und Gesundheitsberatern Informationen für ein gesundes und vorsorgendes Training an.

"Eine Arthrose ist nach wie vor nicht heilbar, daher sind Präventionsmaßnahmen unerlässlich", erklärt Karl-Dieter Heller, Präsident des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (am 23. Oktober in Berlin) und Vorstandsmitglied des BVOU. "Wenn die Arthrose fortschreitet, ist insbesondere im Bereich des Hüft- und Kniegelenkes langfristig ein künstlicher Gelenkersatz unvermeidbar."

Heller rät allen Menschen, die regelmäßig Sport treiben wollen, zu einer orthopädischen Vorsorgeuntersuchung und zu regelmäßigen Folgeuntersuchungen. Bei bereits auftretenden Beschwerden sei das umso wichtiger, denn Achsfehlstellungen der Beine oder Hüftschäden begünstigen Verletzungen beim Sport. Eine rechtzeitige konservative oder möglicherweise auch operative Behandlung dieser Vorerkrankungen könne eine spätere Arthrose vermeiden. (red, derStandard.at, 17.9.2013)