Paris - Asiatische Wissenschafter haben erstmals eine Erbgut-Analyse von Tigern und eng mit diesen verwandten Großkatzen aus der Gattung Panthera erstellt. Wie die Fachzeitschrift "Nature Communications" am Dienstag berichtete, entschlüsselte ein Team des Genom-Instituts im südkoreanischen Suwon unter Leitung von Jong Bhak die vollständige DNA des Sibirischen Tigers, der größten Tigerunterart.

Die Ergebnisse verglichen die Forscher mit Gen-Analysen eines Bengaltigers, zweier afrikanischer Löwen - einer davon weiß - und eines Schneeleoparden aus Zentralasien. Die Untersuchung zeigte, wie stark diese Großkatzen genetisch für die Jagd prädestiniert sind. Zu den Anlagen, die sie teilen, zählen ihre extreme Muskelkraft und die Fähigkeit, eine fast ausschließlich aus Fleisch bestehende Nahrung zu verdauen - bei Raubtieren aus der Überfamilie der Hundeartigen etwa ist die Fleischquote niedriger.

Alle Panthera-Arten, zu denen neben den untersuchten noch Leopard und Jaguar zählen, sind so nah miteinander verwandt, dass sie miteinander gekreuzt werden können. Die Überlebens- oder sogar Fortpflanzungsfähigkeit der so gezeugten Nachkommen ist aber je nach Paarung unterschiedlich. Die Forscher stellten zwischen den Arten auch genetische Unterschiede fest, die etwa für unterschiedlich gefärbtes Fell sorgen oder - im Falle des Schneeleoparden - für eine Anpassung an einen hochgelegenen und extrem kalten Lebensraum.

Eine Tierart auf dem Rückzug

Die Gen-Daten sollen nach Angaben des Forscherteams zum Schutz und Erhalt der Raubkatzen beitragen. So könnte die Erbgut-Analyse dazu beitragen besser zu verstehen, wie sich die Tiere der Umwelt anpassen können. Auch könnten die Daten bei möglichen Kreuzungen zwischen frei lebenden Tieren mit Artgenossen, die in Gefangenschaft leben, helfen.

Nach Angaben der Forscher sind vier der einstmals neun Tiger-Unterarten in freier Wildbahn bereits ausgestorben. Dabei handelt es sich um Tiger, die früher auf den indonesischen Inseln Java und Bali, in Südchina sowie an der südlichen Küste des Kaspischen Meers lebten. Gegenwärtig werde die Zahl frei lebender Tiger weltweit auf 3.050 bis 3.950 geschätzt, heißt es in der Studie. Ohne ausreichende Schutzmaßnahmen werde es schon bald keine frei lebenden Tiger mehr geben. (APA/red, derStandard.at, 18. 9. 2013)