Tödliches Polizeidebakel wegen ein paar toter Hirsche? Überforderte Kottans, die einen Einzelnen nicht stoppen können? Schießwütige Djangos? Wenn im Heimatort des mutmaßlichen Amokläufers jetzt der Polizeieinsatz kritisiert wird, ist das nach derzeitigem Wissensstand vor allem eines: ungerecht. Keine Frage, man kann diskutieren, ob der "schwere Eingriff in fremdes Jagd- oder Fischereirecht", wie Wilderei juristisch heißt, Sonderstreifen und -kommissionen rechtfertigt. Mag durchaus sein, dass die lokale Jägerschaft da Druck gemacht hat.

Nur: Im Gegensatz zu den tödlichen Polizeischüssen in einem Kremser Supermarkt, durch die 2009 ein 14-Jähriger starb, scheint die Lage diesmal anders. Die Suche nach dem Unbekannten war im Voraus geplant, die Sondereinsatzeinheit Cobra schon vorab eingebunden. Was soll die Exekutive außer einer Straßensperre machen, wenn sie ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt? Eine heimliche Verfolgung auf einer menschenleeren nächtlichen Waldstraße funktioniert nur im Fernsehen.

Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die ersten Schüsse von der Polizei kamen: Der Verdächtige war nicht einfach ein Flüchtiger, sondern er hatte Waffen dabei und setzte sie von Beginn an ein. Und das muss man der Polizei zugestehen: Mit einem Waffennarren im völligen psychischen Ausnahmezustand war in der Situation nicht zu rechnen. Da nützt dann leider der beste Plan nichts mehr. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 19.9.2013)