Ein Mediator ist "Rechtsanwalt, Pfarrer, Psychologe, Hausarzt und bester Freund" in einem: Harald Krassnitzer in der Rolle des Paul Kemp.

Foto: ORF/Petro Domenigg

Wien - "Meines Wissens hat es eine solche Serie über Mediatoren als Berufsbild bisher noch nicht gegeben", kündigt Harald Krassnitzer eine Art TV-Premiere an. Als Moritz Eisner ist er dem Fernsehpublikum als "Tatort"-Kommissar bekannt. Bald kennt man ihn auch als Paul Kemp. Dessen Job ist Mediator. Er vermittelt für den ORF in Konflikten, privat ist er chaotisch und mitunter betriebsblind. "Eine Mischung aus Rechtsanwalt, Pfarrer, Psychologe, Hausarzt und bestem Freund", sagt Krassnitzer. Uli Bree und Klaus Pieber schrieben die Drehbücher, Harald Sicheritz, Sabine Derflinger und Wolfgang Murnberger führten Regie.

Authentisch verdichtet

"Gut recherchierte und authentische Alltagskonflikte und Fälle aus dem Leben und der Berufspraxis - verdichtet und zugespitzt", kündigte ORF-Fernsehfilmchef Heinrich Mis denn Mittwochabend bei der Präsentation der Serie "Paul Kemp - Alles keine Problem" an. Die einzelnen Fälle, die Krassnitzer als Kemp zu lösen hat: klassischer Ehestreit, Postenbesetzungen in Großindustrie oder Politik. Besonders gut dürfte das Geschäft nicht gehen, die Praxis steht vor dem Konkurs. Zu Hause ist er betrogener Ehemann, dessen Ehefrau nicht weiß, ob ihr ungeborenes Kind vom Nachbarn oder von ihrem Mann stammt.

Unterhaltungswert

Neben Krassnitzer spielen Katja Weitzenböck, Erika Mottl, Johannes Zeiler, Michou Friesz, Michael Dangl und Nikolaus Paryla in tragenden Rollen, auch die Gastrollen in den verschiedenen Episoden sind mit Armin Assinger, Wolf Bachofner, Gabriel Barylli, Alfred Dorfer, Andrea Eckert, Ernie Mangold, Manuel Rubey, Simon Schwarz oder Franziska Weisz prominent bis hochkarätig besetzt. Eine "figurenorientierte Serie mit hohem Unterhaltungswert, viel Emotion und Komik", nannte Regisseurin Sabine Derflinger, die dem ORF erst am Sonntag mit der "Tatort"-Folge "Angezählt" in Deutschland und Österreich mit fast 11 Millionen Sehern eine Rekordquote bescherte, die neue ORF-Serie bereits während der Dreharbeiten.

Aha-Effekte

Krassnitzer hat an der neuen Rolle vor allem die "Bandbreite der Handlungen" gereizt. "Es kommt oft heraus, dass es gar nicht wirklich die Sache ist, um die gestritten wird." Wie der Schauspieler selbst Alltagsprobleme und Meinungsverschiedenheiten im Beruf und in der Familie löst: "In der Regel bin ich ein sehr konsensueller Mensch. Es gibt aber auch Momente, wo mir die Spucke wegbleibt. Wo ich durchaus mal laut werden kann. Zu Hause kann schon mal einen halben Tag Funkstille herrschen, aber dann wird wieder geredet. Und nach einem weiteren Tag fragt man sich: 'Was für ein Problem haben wir eigentlich gehabt?' Es geht ja im Grunde darum, auf beiden Seiten eine Veränderung des Blickwinkels zu erreichen. Das ist nicht ganz einfach, weil ja jeder in seinen Dingen verhaftet ist. Aber wenn dann jemand von außen kommt und sagt 'Schaut doch mal in eine andere Richtung', gibt es manchmal schon Aha-Effekte." Einen Mediator hat Krassnitzer selbst aber bisher noch nicht gebraucht.

"Kemp", "Janus" und die Leiden des ORF

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und Fernsehdirektorin Kathrin Zechner betonten bei der Präsentation der neuen Serie, dass der ORF trotz Leidens unter großen Sparzwängen und Geldmängeln weiter "tolles Programm" produziere. "Paul Kemp" sei neben "Janus" der zweite große Herbst-Start einen neuen Serie. Insgesamt bringe der ORF in der Programmsaison 2013/2014 rund 100 neue Folgen verschiedener österreichischer Serien auf Sendung, sagte Wrabetz. (APA/red, derStandard.at, 19.9.2013)