Wien - Auf einen Produktionswert von 59,055 Milliarden Euro berufen sich die Arbeitnehmervertreter bei den diesjährigen Lohn- und Gehaltsverhandlungen für rund 170.000 Metallarbeiter und Industrieangestellte. Die abgesetzte Produktion ist damit 2012 nominell gleich geblieben. So beeindruckend die Zahl angesichts der Konjunkturflaute sein mag - auf Vorfinanzkrisenniveau ist Österreichs Metallindustrie nicht zurück - sie zeigt nur die rückwärtsgewandte Seite der Medaille.

Die Vorderseite spiegelt gedämpfte Stimmung wider: In den ersten fünf Monaten 2013 ist der metallene Polster spürbar flacher geworden: Eisen- und Stahlerzeuger setzten fast 17 Prozent weniger ab, Nicht-Eisen-Metallerzeuger (zu ihnen gehört beispielsweise der Aluhersteller Amag) um fast ein Zehntel, und Gießereien immerhin um 4,1 Prozent. Das geht aus der Branchenanalyse hervor, die die Arbeiterkammer auf Basis der Daten und Bilanzen von 155 Betrieben (von Amag bis Zink Power Brunn GmbH) der Metallindustrie durchgeführt hat und die dem Standard vorliegt.

Produktionswert sinkt

Maschinenbauer und Metallwarenhersteller (sie bilden mit fast 121.000 Beschäftigten die größte Einzelgruppe und steigerten ihren Produktionswert im Vorjahr um 2,7 Prozent) stagnierten demnach von Jänner bis Mai, während der Produktionswert der Fahrzeugindustrie noch um 8,7 Prozent zulegte. Im Schnitt brachten die ersten fünf Monate der Metallbranche ein Produktionswertminus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Wie durchwachsen die aktuelle Entwicklung ist, lässt sich an der Auftragslage ablesen, die Eisenerzeuger eher unrund macht: Ihre Auftragseingänge im ersten Halbjahr waren um fast zehn Prozent schwächer. Überkapazitäten produzierten enormen Preisdruck, wie die Unternehmenschefs nicht müde werden zu betonen. Laut Wifo-Konjunkturtest waren die Maschinen im Juli zu 82,6 Prozent ausgelastet, was die AK unter anderem auf die hohe Investitionstätigkeit im Vorjahr zurückführt. Sie hätten die Kapazitäten in die Höhe getrieben und (bei gleichbleibender Produktion) die Auslastung gesenkt. Die Auftragslage hingegen sehen die befragten Unternehmer als "ausreichend" bis "mehr als ausreichend" an.

Neue Nahrung

Einen Dämpfer halten AK und Wifo auch bei Investitionen bereit. Zwar werden die Investitionen der Sachgütererzeuger um 6,5 Prozent höher (auf 7,6, Milliarden Euro) erwartet, die Zunahme sei aber einem Sondereffekt der Nahrungs- und Genussmittelindustrie geschuldet. Auf Basis des Wifo-Investitionstests vom Juli wird ein Rückgang der Investitionen um 4,6 Prozent erwartet. Und: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Investitionspläne 2013 realisiert werden, hat sich seither verschlechtert, zumal 2012 mehr als die Hälfte der Betriebe - dank niedriger Zinskosten - nicht nur Ersatzbeschaffungen vorgenommen haben, sondern auch Erweiterungsinvestitionen.

Betriebe der Metallindustrie investierten im Vorjahr 11,9 Prozent mehr als jene der Gesamtindustrie. Auch hier scherte die Kfz-Industrie aus, sie reduzierte ihre Neuanschaffungen um ein Prozent auf rund 2,36 Mrd. Euro. Branchenprimus war mit 36,7 Prozent der Betriebsleistung die Amag mit ihrem Warmwalzwerk in Ranshofen.

Dass die Branche noch in Krisenmodus fährt, zeigen Leistungskennzahlen: Die Produktivität gemessen an der Wertschöpfung pro Beschäftigten ist seit 2010 um 5,2 Prozent gestiegen, 2012 allerdings um ein Prozent gesunken. Nicht einmal die Hälfte der Betriebe steigerten die Produktivität. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 23.9.2013)