Ist es ein perfider Weg, Frauen zurück an den Herd zu drängen? Oder ein fairer Beitrag, um Familien Wahlfreiheit zu geben? Zwischen diesen Polen schwankt die Beurteilung der von Gemeinden oder sogar dem gesamten Bundesland Oberösterreich gewährten Barzuwendungen, die Eltern bekommen, wenn sie ihre Kinder nicht in Hort oder Kindergarten bringen, sondern daheim betreuen.

Das Problem ist vielschichtig. Keine Frage, derzeit würde Letzteres primär Frauen betreffen, die den beruflichen Wiedereinstieg nach der Karenz weiter hinausschieben würden - und ihn dann vielleicht nicht mehr schaffen.

Nur: Das ist ein gesellschaftspolitisches Problem - Stichwort Lohnschere, aber auch Stichwort Berufswahl. Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin sind die mit Abstand häufigsten Lehrberufe weiblicher Teenager. Dass da die Chance höher ist, dass der Mann der Besserverdiener ist, kommt nicht überraschend. Und es soll sogar Eltern geben, die ihr Kind gerne aufwachsen sehen und persönlich fördern wollen.

Doch egal, wer daheim bleibt: Wenn es nicht genügend Betreuungsplätze in der Umgebung gibt, wird es ungerecht. Diejenigen, die gar keine Chance haben, unterstützen mit ihrem Steuergeld weit entfernte Kindergärten, die sie für ihren eigenen Nachwuchs nicht nutzen können. Da ist es nur billig, dass auch sie für die Betreuung entlohnt werden, solange die Kommunen nicht mehr Plätze schaffen. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 23.9.2013)