Bernhard Ölz sieht dringenden Bedarf an Handelsflächen in Bregenz.

Foto: Prisma

Die Nachfrage nach Büroflächen ist schlecht, die nach Handelsflächen stark. Und in Bregenz soll 2014 die Seestadt realisiert werden, erfuhr Jutta Berger von Prisma-Vorstand Bernhard Ölz.

STANDARD: Bleiben die Entwickler auf ihren Gewerbeflächen sitzen?

Ölz: Das kann man so nicht sagen. Die Nachfrage ist aber verhalten. Es gibt höhere Leerstände als in anderen Jahren. Ich schätze sie auf fünf bis sechs Prozent. Im Bürobereich finden keine großen Entwicklungen mehr statt, es wird weniger Fläche produziert. Handelsflächen werden hingegen sehr stark nachgefragt.

STANDARD: Wie hoch ist der Leerstand bei Ihren Projekten?

Ölz: Alle unsere Standorte betrachtet, in West- und Ostösterreich, auch in Süddeutschland, haben wir eine Auslastung von 94,7 Prozent. Wir sind aber an speziellen Standorten präsent, und gute Lagen sind nach wie vor unproblematisch.

STANDARD: Obwohl Handelsflächen gefragt sind, lässt die Realisierung der Bregenzer Seestadt auf sich warten. Finden Sie keine Mieter für die 15.000 Quadratmeter?

Ölz: Die Verzögerung liegt nicht an der Nachfrage, hat nichts mit dem Markt zu tun. Das Thema ist die Komplexität des Projekts: Untergrund, Seelage, die Schnittstelle mit Landesstraße und Bahn, die Kooperation mit dem benachbarten Projekt Seequartier.

STANDARD: Braucht Bregenz überhaupt neue Gewerbeflächen?

Ölz: Handelsflächen braucht man in Bregenz sehr dringend, weil große zusammenhängende fehlen und damit keine Frequenzbringer, keine Zugpferde kommen.

STANDARD: Obwohl Sie beim Ankauf des Areals Bürgerbeteiligung angekündigt hatten, wurde ohne Bürger umgeplant. Ein Gesinnungswandel?

Ölz: Wir halten uns an alle Themen des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes. Wenn die Stadt das überarbeitete Projekt am 1. Oktober präsentiert, wird es keine Überraschungen geben, nur einige kleine Adaptionen. Wir sind startklar, können 2014 beginnen.

STANDARD: Die Bürgerinnen und Bürger werden aber mit vollendeten Tatsachen konfrontiert.

Ölz: Die Grundstruktur ist beschlossen, man kann aber noch Anregungen einbringen. Wenn sie umsetzbar sind, werden wir sie auch einarbeiten. Einige Details müssen auch noch durch die politischen Gremien.

STANDARD: Was wird durch die Umplanung an der Seestadt besser?

Ölz: Durch die Öffnung hin zur Bahnhofstraße, die Fußgängerzone wird, entsteht eine Art Markthalle. Es wird auch einen großen attraktiven Platz geben. Die Seespange, die Verbindung zum Seeufer, wird sehr ansprechend, bekommt stadtseitig ein Restaurant mit Seeblick. Bei der Suche nach einem interessanten Betreiber war uns die Partnerschaft mit der SES, der Spar European Shopping Centers GmbH, sehr hilfreich. Es wird bekannte Themengastronomie nach Bregenz kommen.

STANDARD: Wie wurde das Problem Tiefgarage, ein Streitpunkt des Projekts, gelöst?

Ölz: Die Tiefgarage wird gemeinsam mit dem Seequartier geplant und bewirtschaftet.

STANDARD: Die Seestadt wird nicht vom kompletten erstgereihten Architektenteam umgesetzt. Die Architekten Ludescher und Lutz sind abgesprungen.

Ölz: Das sehe ich nicht so. Ludescher und Lutz werden die Seespange realisieren. Das war ihre Entscheidung. (Jutta Berger, DER STANDARD, 21.9.2013)