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Angela Merkel hat - wen wundert es - nichts dagegen, dass alle Welt sie "Mutti" nennt.

Foto: REUTERS/KAI PFAFFENBACH

PolitikerInnen, JournalistInnen und MeinungsforscherInnen - mittlerweile kommt im deutschen Politbetrieb kaum noch jemand ohne das Wort "Mutti" aus, wenn von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Rede ist.

Als Urheber gilt der Wirtschaftsminister der großen Koalition, Michael Glos (CSU), der sich über ihre mütterlichen Ratschläge lustig gemacht haben soll. 2008 war Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) noch empört über die "Abfälligkeit, mit der das Wort Mutti benutzt wird, als wäre das etwas Trutschiges." Dabei, so von der Leyen, "sind die Muttis dieser Welt zupackende, warmherzige und ein Leben lang verantwortungsbewusste Menschen".

2009 gab es noch Dementis

Im Februar 2009 berichtete das Magazin "Focus", Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) habe sich in interner Runde über Merkels mangelndes Profil ausgelassen und mit Blick auf den Herbst des Jahres erklärt: "Wenn wir in Bayern bei der Bundestagswahl nicht deutlich über 45 Prozent kommen, dann ist Mutti die längste Zeit Regierungschefin gewesen." Damals ließ Seehofer noch umgehend dementieren, dass er Merkel als "Mutti" bezeichnet habe.

Positive Wende im vergangenen Wahlkampf

Doch längst ist "Mutti" in der Union zur Marke geworden. "Unsere Mutti ist die Beste", twitterte CSU-Politikerin Dorothee Bär nach dem TV-Duell Merkels mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ganz ungeniert. In dem Wort schwingt einiges mit, was Merkel über die Union hinaus für viele Menschen in Deutschland verkörpert: Sie ist unprätentiös, kümmert sich um alle, ist aber in der Hierarchie ganz klar die Nummer eins.

Vor kurzem wurde Merkel selbst in einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen" gefragt, ob es sie störe, wenn man sie "Mutti" nennt. "Nein", lautete die Antwort der kinderlosen Kanzlerin. "Mutti" ist ja irgendwie auch eine logische Weiterentwicklung: Vor 20 Jahren, in Bonn, war Merkel nämlich noch Helmut Kohls "Mädchen". (bau, dieStandard.at, 24.9.2013)