So traurig könnte Entelognathus primordialis ausgesehen haben, das erste bekannte Wirbeltier mit beweglichem Unterkiefer.

Illustration: B. Choo

London/Wien - Die Herausbildung des "modernen", beweglichen Unterkiefers gilt als eine der Schlüsselepisoden in der Wirbeltierevolution. Raubtiere mussten sich nicht mehr mit Beute begnügen, die ins kleine Maul passte, sondern konnten auch größere Tiere erbeuten.

Bislang gab es über den Prozess der Kieferentstehung aufgrund fehlender Fossilfunde nur Vermutungen. Das dürfte nun eine spektakuläre Entdeckung ändern, über die chinesische Forscher in der aktuellen Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Nature" berichten: Das Paläontologen-Team um Min Zhu fand in der Provinz Yunnan die erstaunlich gut erhaltenen Überreste eines 419 Millionen Jahre alten Panzerfischs, dessen beweglicher Unterkiefer stark dem Maul heutiger Wirbeltiere ähnelt. Damit ist der Fisch das älteste bekannte Lebewesen, das so etwas wie ein Gesicht hatte.

Mit seinen großen Knochenplatten am Kopf und dem vorderen Körper gehört der 20 Zentimeter lange Fisch mit dem Namen Entelognathus primordialis (auf Deutsch: "erster kompletter Kiefer") eindeutig zu den Panzerfischen. Sein Kiefer ähnelt den Forschern zufolge aber stark der Anatomie moderner Knochenfische. So weise er charakteristische Zwischen-, Ober- und Unterkieferknochen auf. Für die Wissenschafter ist damit zudem ein Beweis für die Verwandtschaft zwischen Knochen- und Panzerfischen erbracht. (tasch, DER STANDARD, 26.9.2013)