Viele haben es immer schon geahnt: Das Wetter und das Wahlverhalten der Österreicher könnten irgendwie zusammenhängen. Natürlich nicht in der Frage, wem der Bürger seine Stimme gibt, aber in der Frage, ob überhaupt. Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weiß nun darauf wenige Tage vor der Wahl am Sonntag eine statistisch belegte Antwort: "Für die Nationalratswahlen seit 1994 gilt, jede Sonnenstunde am Wahltag verringert die Wahlbeteiligung um 0,6 Prozentpunkte."

Orlik räumt ein, dass es auch eine Vielzahl anderer Gründe für Wahlberechtigte gibt, nicht von ihrem Recht Gebrauch zu machen. Der Zusammenhang zwischen Sonnenschein und dem Verweigern des Kreuzerlmachens sei aber laut einer Untersuchung augenscheinlich. Offenbar finden viele Menschen die Gelegenheit, an einem Wahlsonntag einen Ausflug zu machen, verlockender, als ihr Wahllokal aufzusuchen, obwohl sie Letzteres weitaus seltener dürfen.

Die Ausflugstheorie

Für die Ausflugstheorie spricht auch, dass der erwähnte Zusammenhang für Städte eher zutrifft als für wenig bewohnte Regionen. Klar, denn wer schon am Land ist, muss nicht mehr dort hinfahren.

Statistisch gesehen sei das Ergebnis "durchaus brauchbar", sagt Orlik: "Wir erhalten einen Korrelationskoeffizienten von minus 0,77. Dieser Wert sagt, wie gut der Zusammenhang zwischen Sonnenscheindauer und Wahlbeteiligung ist. Ein Wert von 0 würde bedeuten, dass es überhaupt keinen Zusammenhang gibt, ein Wert von minus 1, dass der Zusammenhang perfekt ist. Minus 0,77 bedeutet also, dass es hier einen statistisch einigermaßen brauchbaren Zusammenhang gibt."

Wetter am Wahlsonntag

Das Wetter am kommenden Sonntag soll laut ZAMG übrigens in ganz Österreich einige Wolken bringen, nördlich der Alpen etwas Sonne und im Süden auch Regen. Am Nachmittag hat es zwischen 14 Grad in Wien und 23 Grad in Innsbruck.

Wer auf sonntägliche Ausflüge in keinem Fall verzichten will, hätte natürlich auch eine Wahlkarte beantragen können. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 26.9.2013)