Bei Chiale Antiquariato (Racconigi) wartet eine junge Edelfrau in Form einer von Antonio del Pollaiolo um 1465-70 geschnitzten und bemalten Edelfrau für einen unbekannten Kaufpreis.

Foto: Biennale/Chiale

Alte Kunst ist in Florenz zu Hause, nicht nur in den Museen, sondern auch auf Messen. Seit 1959 findet am Arno Italiens älteste Messe für Kunst und Antiquitäten statt. Auch dieses Jahr geht die Biennale internazionale dell'antiquariato wieder über die Bühne, vom 5. bis zum 13. Oktober.

Doch macht sich die Flaute bemerkbar, die die Kunst generell, Alte Kunst speziell, in Italien erfährt. Zur 28. Auflage haben nur mehr 74 Aussteller ihre Teilnahme angesagt, ein Dutzend weniger als noch 2011. Dabei ist es Biennale-Chef Giovanni Pratesi, selbst einer der renommiertesten Händler von Florenz, gelungen, die Unstimmigkeiten mit Rom zu beseitigen.

Grund dafür war der Vorstoß der römischen Galeristen, eine eigene Verkaufsschau am Tiber durchzuführen. Zwar kam man sich durch den austarierten Zweijahrestakt nicht in die Quere, doch hat der Wettstreit in Sachen Kunst zwischen Rom und Florenz zu tiefe Wurzeln, als dass man sich nicht an einer vermeintlichen Rivalität, am Buhlen um die Käufer, gestoßen hätte.

Hoffen auf Höhenflüge

Der Streit ist geschlichtet, römische Händler nehmen wieder an der Florentiner Biennale teil und umgekehrt; allein, das Problem der Käufer bleibt, denn diese gibt es nicht mehr wie Sand am Meer.

Die Verkaufsbilanz der letzten Biennale war ernüchternd. Dies hat vor allem internationale Händler dazu bewogen, der Messe fernzubleiben, darunter Habitués wie Canesso (Paris), Derek Johns (London) und Whitfield Fine Art (London). Florenz die Treue halten aber immerhin Spezialisten wie Trinity Fine Art (London), De Jonckheere (Paris), Caviglia (Lugano) sowie die beiden New Yorker Kunsthandlungen Grassi Studio und Sperone Westwater. Letztere wartet allerdings mit zeitgenössischer Kost auf.

Cesare Lampronti, Dekan der römischen Fraktion, hofft auf neue Höhenflüge, er wird ein symbolträchtiges Gemälde des Barockmalers Orazio Riminaldi, Dädalus und Ikarus, in Florenz präsentieren. Über den Preis der geflügelten Helden schweigt er sich allerdings aus, ein Verhalten, das in Italien alles andere denn eine Ausnahme ist. Die Händler geben eher widerwillig - vor allem neugierigen Journalisten gegenüber - ihre Zahlen preis.

Die Kunst der Renaissance findet in der Büste einer jungen Adligen von Antonio del Pollaiolo eine würdige Vertretung, die Chiale Antiquariato (Racconigi) anbietet. Trinity Fine Art (London) huldigt wiederum der Zeit der Wiederentdeckung der Antike mit einer Version des Farnesischen Herkules aus weißem Porzellan von Gaspero Bruschi aus der Manufaktur Ginori di Doccia.

International ist auch das Angebot von Robilant & Voena. Das Duo zeigt unter anderem Die Beweinung Christi von Anthonis van Dyck. Die beiden Händler aus Mailand haben seit Jahren eine Zweitniederlassung in London, zumal sich die Alte Kunst in der City besserer Gesundheit als auf der südlichen Halbinsel erfreut.

Nicht wenige Galeristen sind ihrem Beispiel gefolgt, nach dem Motto "In Italien um des Prestiges willen", andernorts, um Geschäfte zu machen. So hat auch Porcini aus Neapel nun ein Londoner Domizil, wohin er vermutlich das abgeschlagene Haupt der Heiligen Katharina von Alexandrien, von Massimo Stanzione im dramatischen Chiaroscuro gemalt, bringen wird, sollte das Gemälde in Florenz keinen Käufer finden.   (Eva Clausen , Album, DER STANDARD, 28./29.9.2013)