Astrid Drechsler: "Akustik in die Raum- und Stadtplanung".

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STANDARD: Sie sind Medientechnikerin mit Spezialgebiet "Sound-Studies" - Wie lässt sich Ihr Forschungsgebiet einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen?

Drechsler: In erster Linie über interaktive Installationen, die wir spielerisch zu gestalten versuchen. Oft geht es gar nicht darum, viele verschiedene Ergebnisse darzustellen, sondern nur um einen kleinen Aspekt. Zum Beispiel das Lärmproblem, das geht uns alle an. Jeder hat sich schon einmal von Lärm belästigt gefühlt. Wir sind an der Kinderuni, machen Workshops in Schulen oder Installationen wie hier bei der Researchers' Night.

STANDARD: Was daran ist interaktiv?

Drechsler: Das Projekt "Klänge der Regionen" im Klangturm ist der akustischen Erfassung unserer Umwelt gewidmet. Dabei geht es zum Beispiel auch darum, "aussterbende Geräusche" zu archivieren. Wir laden die Besucherinnen ein, uns auf spezielle "Hörplätze", die ihnen am Herzen liegen, aufmerksam zu machen.

STANDARD: Eines Ihrer Forschungsprojekte ist NeVisET, das meint "New Visions on Emerging Technologies". Worum geht es dabei?

Drechsler: Wir haben wissenschaftliche Medienformate auf ihre Gestaltung und Gendersensibilität hin untersucht, ich habe mir vor allem das Sounddesign angehört. Es gibt ja im Film Regeln, wie man schnell bestimmte Emotionen erzeugt, zum Beispiel Geigen für die Romantik. Bei Wissenschaftssendungen werden meist sphärische Klänge und ein kühler Sound verwendet. Es gibt im gesamten deutschsprachigen Raum einen einzigen Ausreißer, das ist eine Wissenschaftssendung, die ein Akkordeon in ihrer Signation verwendet.

STANDARD: Woran arbeiten Sie derzeit?

Drechsler: Ich mache ein Projekt mit dem Nationalpark Gesäuse über Hörsensibilisierung im Naturpark. Es geht darum, Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass man alles, was man in der Natur findet, schützen soll. Am Beginn gehen sie mit den Rangern mit dem Aufnahmegerät in den Wald, dann sollen sie daraus einen neuen Sound, also etwas Künstlerisches machen.

STANDARD: Ein explizites Ziel der European Researchers' Night ist es, die Bevölkerung für wichtige Zukunftsthemen und die Herausforderungen, denen sich unsere Gesellschaft zu stellen hat, zu gewinnen. Welche liegen Ihnen da besonders am Herzen?

Drechsler: Mir geht es vor allem um eine bessere akustische Umweltgestaltung in Innenräumen, aber auch in der Raum- und Stadtplanung. Ich möchte Raumplaner, Architekten, Politiker, also alle Entscheidungsträger, davon überzeugen, dass das ein wichtiges Thema ist. Das reicht von der Beschallung im Supermarkt bis zur Lärmschutzverbauung bei Autobahnen. (Tanja Paar, DER STANDARD, 2.10.2013)