Als Frank Stronach am Donnerstag kurz nach 10 Uhr mit seinem Privatflugzeug vom Flughafen Wien-Schwechat abhob, hatte der Milliardär in seiner Partei gerade ein Schlachtfeld hinterlassen. Drei Landesparteichefs setzte der Parteigründer innerhalb von 48 Stunden ab, der Vorstand wurde verkleinert, Kathrin Nachbaur endgültig zur entscheidenden Person in seiner Abwesenheit gemacht. Sie soll nun als Klubobfrau stellvertretende Parteichefin die Geschicke der Partei der Wahrheit, der Transparenz und der Fairness lenken.

Es waren handstreichartige Vorgänge - kühl, undemokratisch, patriarchisch -, die zu den Absetzungen führten. In anderen Parteien entscheiden Mitglieder, wer Vorsitzender einer Partei sein soll. Im Team Stronach ist es ein kleiner Kreis um den Parteigründer. Stronach zahlt, Stronach entscheidet. "Wer das Gold hat, macht die Regeln", pflegt Stronach zu sagen. Vom Volk gewählte Landesräte wurden gedemütigt, Lakaien installiert, die Partei wird wie eine Firma geführt. Selbst dem getreuen Robert Lugar, bisher Klubobmann, bleibt das Ganze ein Rätsel.

Ausgerechnet in jenen Bundesländern, in denen die Partei Landesräte stellt, werden die Strukturen vom Stronach-Sitz Oberwaltersdorf aus bestimmt. Parteiinterne Demokratie? Fehlanzeige. Die Kärntner Partei steht vor der Spaltung, Landesrat Gerhard Köfer droht, ohne Stronach weiterzumachen. Als populärer Lokalpolitiker ist das für ihn kein unmögliches Unterfangen.

Der radikale Personalumbau zeigt aber auch, dass nicht die vielzitierten Werte oder Inhalte das Team Stronach zusammenhalten: In dieser Partei geht alles nach dem Willen einer Person. Und diese will ihre Partei wie einen Konzern führen, Fehler sind hier nicht erlaubt. In dieser Welt von Frank Stronach ist ein Ergebnis von 5,7 Prozent ein Fehler.

Wie einen Heilsbringer verehrten seine Gefolgsleute den Industriellen und wollten mit ihm zur Macht fliegen. Doch Stronach entscheidet, wer weiter im Flugzeug sitzen darf - und wer aussteigen muss. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 3.10.2013)