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Unkonventionelle Gärtner versuchen sich am Gewürzpflanzen pflanzen.

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Es gibt ja die unterschiedlichsten Zugänge, wenn es darum geht, seinen Garten zu gestalten. Viele Gartler lassen nur vermeintlich heimische Pflanzen in ihrem Garten gedeihen. Diese zeihen dann die Bambusbesitzer einen g'selchten Affen und verweisen auf die eigenen, tadellosen Haselhecken.

Andere gieren den buntesten Blumen hinterher und streuen nach gewitztem Konzept rare Samen auf die perfekt präparierte Scholle, um zwölf Monate im Jahr auf die bunten Blüten diverser Einjähriger, Mehrjähriger, Sträucher und Bäume weisen zu können. Auch gut.

Wie der Gärtner so sein Garten

Und dann gibt es die Gruppe der Sonderlinge, die, frei nach dem niederländischen Sprichwort "Soort zoekt soort" - Gleich und Gleich gesellt sich gern -, auch Sonderlinge in ihrem Garten wünschen. Sie suchen nicht das Schöne, das vordergründig Begehrenswerte.

Sie folgen keinem starren Konzept, das versucht, eine südamerikanische Rio-Negro-Böschung gärtnerisch nachzugestalten. Nein, sie suchen das, was sonst keiner hat - die Raritäten, die neuen Züchtungen, die entlaufenen Bastarde aus den botanischen Versuchslaboratorien. Pracht, Größe und Form spielen keine Rolle. Wichtig ist einzig die Einzigartigkeit.

Unter diesen Sonderlingen gelten die Gewürzpflanzensammler als die Königskobras unter den Regenwürmern. So ist derzeit gar von Wiener Botanikern zu hören, die sich der Zucht und Persistenz von Szechuanpfeffer verschrieben haben. Szechuanpfeffer, Zanthoxylum, ist ein Rautengewächs und somit mit den Zitruspflanzen verwandt.

Zucht und Persistenz

Als Gewürz werden die samenbefreiten Samenkapseln verwendet. Sie bereiten, wenn mitgeschmort, jedem Gericht eine heimtückische Schärfe. Und wer darauf beißt, wird eine Art prickelnder Taubheit auf Lippen und Zunge verspüren. Die Hege der Pflanze bleibt jedoch Kennern vorbehalten.

Diese pflegen diverse Zanthoxylum-Arten, und wer Zugang zum extrem seltenen Zanthoxylum armatum DC. hat, dem Nepalpfeffer, der ist König - so wie unter anderen Michael Kiehn, Direktor des Botanischen Gartens in Wien.

Und ein König hat Untertanen, in diesem Fall die Biologie-Alumni. Die sponsern dem Botanischen Garten am Rennweg einen Nepalpfeffer, der, frisch angekeimt, extra aus dem Botanischen Garten in Hiroshima eingeflogen ist. Er wurde beforscht und gezogen, und weil er sich als winterfest erwiesen hat, darf er jetzt ins Freie. Dazu gehört ein Fest, und das gibt es auch. Das hat sich der Nepalpfeffer samt seinen Adoranten verdient. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 04.10.2013)