Ein Teil der BahnhofCity Wien West am neuen Wiener Westbahnhof wurde an eine Beteiligungsgesellschaft der Schweizer Acron AG verkauft.

Foto: Acron AG

Wien - Einige neue Einkaufscenter entstanden in den letzten Jahren in Wien, insbesondere im Zuge von Bahnhofsum- und -ausbauten wie am Westbahnhof und in Wien-Mitte. Dadurch wurde nun aber auch ein "Kampf um die Gunst der Kunden" heraufbeschworen, heißt es im aktuellen Marktbericht von Colliers. Eine eher geringere Rolle spielt demnach das im Vorjahr eröffnete "G3" in Gerasdorf am nördlichen Stadtrand. Dieses werde selbst von Mietern mittlerweile nur noch als "Wochenendcenter" eingestuft, heißt es.

Ob sich dies noch ändern wird, bleibt abzuwarten. Dass einer der großen Frequenzbringer, die irische Billigmodenkette Primark, im Dezember in der Shopping City Süd (SCS) ihre zweite Filiale im Großraum Wien aufsperrt, ist für das G3 aber wohl eher schlecht.

Überproduktion an Flächen

Beim ebenfalls neuen Center "Wien Mitte - The Mall" stehen noch Flächen zur Verwertung frei, dieses werde sich aber zweifelsfrei langfristig durchsetzen, da es den besten Mietermix und eine dementsprechende kritische Größe aufweise, so die Experten.

Generell mache sich am österreichischen Shoppingcentermarkt ein "negativer Effekt der Überproduktion an Flächen" bemerkbar, heißt es in dem Colliers-Bericht weiter. Langsam könnten es zu viele Flächen werden, argwöhnen Beobachter. Etablierte Center wie die runderneuerte SCS in Vösendorf, die Plus City in Linz und der Europark in Salzburg werden zwar ihre Vormachtstellung halten oder sogar noch weiter ausbauen können; daneben werde die Luft aber langsam dünn. Beim Standortberater Regioplan bestätigt man diese Einschätzung. Die Quadratmeterumsätze in den Zentren gehen zurück, die Mietpreise geraten unter Druck - "insbesondere in jenen Centern, die auch vor dem Aufstieg des Onlinehandels Probleme hatten. Dies betrifft in etwa ein Viertel der bestehenden Center in Österreich", so Michael Oberweger, Leiter Consulting bei RegioPlan. Der Trend gehe eindeutig weg von der Fixpreis-Miete, hin zur umsatz- oder frequenzabhängigen Miete. "Es stellt sich nun die Frage, mit welchen Konzepten Centermanager und -eigentümer darauf reagieren können beziehungsweise welche zusätzlichen Mittel sie haben, um Umsatz zu generieren."

Starke Nachfrage nach Toplagen

Abseits der Zentren ist zumindest in innerstädtischen Toplagen die Nachfrage nach hochwertigen Flächen ungebrochen stark, analysiert man bei Colliers. Insbesondere im sogenannten "Goldenen U", das aus Kärntner Straße, Graben und Kohlmarkt gebildet wird, sowie im angrenzenden "Goldenen Quartier" der Signa Holding und natürlich in der Mariahilfer Straße sei dies jedenfalls der Fall. "Außerhalb Wiens ist Salzburg sehr gefragt, was sicherlich der hohen Kaufkraft sowie dem extrem starken Tourismus geschuldet ist."

Das mittlerweile fast komplett vermietete "Goldene Quartier" gehört für die Colliers-Experten "sicherlich zu den wichtigsten innerstädtischen Entwicklungen in Mitteleuropa", eine positive Ausstrahlung auf die unmittelbare Umgebung wird erwartet. "Wien wurde als Luxusstandort von vielen Unternehmen aus diesem Segment erst aufgrund der guten Umsätze entdeckt."

Fußgängerzone als Chance

Auf der bekannten Mariahilfer Straße, einer der meistfrequentierten Shoppingmeilen Europas, ist derzeit die neue Fußgänger- bzw. Begegnungszone das große Thema. Von dieser werde die Straße "nachhaltig" profitieren, glaubt man bei Colliers. Fraglich sei aber, ob die derzeitige Umsetzung den gewünschten Effekt bringe, die Verweildauer zu verlängern. "Es bleibt zu hoffen, dass das Konzept Fußgängerzone nach der Probephase angepasst wird und doch noch ein großer Erfolg wird, so wie Anfang der 70er-Jahre die Kärntner Straße." (mapu, DER STANDARD, 5.10.2013)