Bruno Ettenauer: "Verkaufen ist derzeit aufgrund der Nachfrage einfacher als Bauen."

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STANDARD: Welche ist für Sie die wichtigere Messe, die Expo Real oder die Mipim in Cannes?

Ettenauer: Eindeutig die Expo Real, weil sie die Märkte abdeckt, in denen wir tätig sind - Deutschland, die angrenzenden Länder Polen, Tschechien, Ungarn und Österreich. Cannes hat mehr den internationalen Touch, aber die Umsetzungswahrscheinlichkeit für uns ist bei der Expo Real besser. Wir erwarten uns hier konkretere Ergebnisse. Die Münchner Messe ist allgemein für den mitteleuropäischen Immobilienmarkt wichtiger, da spielt natürlich auch der Wegfall der Real Vienna eine Rolle.

STANDARD: Um wie viel leichter ist es derzeit in Deutschland zu verkaufen als zu bauen?

Ettenauer: Verkaufen ist derzeit aufgrund der Nachfrage deutlich einfacher. Der Investitionsmarkt ist offen und liquide, und zwar in Bereichen von null bis 500 Millionen Euro, vielleicht auch mehr. Bauen setzt voraus, dass man eine entsprechende Vorvermietung und überhaupt erst das richtige Grundstück hat. Grundstücke, die Wohnbau zulassen, sind sehr stark nachgefragt. Es ist wesentlich leichter, ein solches Grundstück zu verkaufen. Die Wohnungen zu bauen wäre der nächste Schritt in der Wertschöpfungskette, aber es reicht schon, wenn man die entsprechenden Grundstücke bereitstellen kann. Dieses Thema liegt uns auch sehr, weil wir im Zuge einer Stadtteilentwicklung versuchen, durchmischte Quartiere zu schaffen - mit Wohnen, Büro und Hotel und, wenn's der Standort erlaubt, auch Shopping. Letzteres aber eher im Bereich "Neighbourhood-Shopping".

STANDARD: Wie sehen Sie allgemein die Lage für österreichische Entwickler in Deutschland?

Ettenauer: Sie sind gut unterwegs, weil sie letztlich das geliefert haben, was sie versprochen haben - das hat sich herumgesprochen. Und natürlich bringen österreichische Entwickler Kapital in die Regionen.

STANDARD: Welcher Stein ist Ihnen vom Herzen gefallen, als Sie jüngst den Tower 185 in Frankfurt mehrheitlich verkaufen konnten?

Ettenauer: Da sind eher Tränen geflossen, und das waren nicht nur Freudentränen. Denn wir haben im Jahr 2009 gegen alle Erwartungen dieses Gebäude an diesem Standort, an dem zuvor zahlreiche Entwickler mit ihren Projekten gescheitert waren, realisiert. Es ist unser Landmark-Building. Auf der anderen Seite hat der Turm eine Größenordnung, die in unser Portfolio nicht mehr zu hundert Prozent passt. Wir wollten ihn deshalb anteilig verkaufen, zu mehr als der Hälfte, nicht zu hundert Prozent. Und nun können wir uns auf andere Herausforderungen konzentrieren. Wir haben heuer einiges fertiggestellt, wie den Tour Total in Berlin, und einiges begonnen, wie das Kennedy-Haus in Berlin.

STANDARD: In Frankfurt besitzen Sie drei Grundstücke innerhalb des Hochhaus-Rahmenplans - gibt's da eine neue Entwicklung?

Ettenauer: Auf einem der Grundstücke könnten wir 200.000 m² Bruttogeschoßfläche bauen, suchen aber noch nach einer sinnvollen Nutzung. Wir haben keinen Zeitdruck, sondern nehmen uns zehn Jahre Zeit, ein Grundstück zu entwickeln. Das ist eine komfortable Situation für uns. Am zweiten Grundstück geht's in Richtung Wohnen/Hotel, da gehe ich auch davon aus, dass das heuer noch realisiert wird.

STANDARD: Wie geht es aus Ihrer Sicht in Osteuropa weiter?

Ettenauer: Vom Investitionsvolumen her ist Polen extrem dominant, dann kommt Tschechien. Ungarn ist illiquid wie das restliche Osteuropa. Das hängt mit der gesamtwirtschaftlichen Situation und einigen nicht investorenfreundlichen Verschärfungen zusammen. Wir sind mit unserem Portfolio aber nicht unzufrieden, konnten den Vermietungsgrad in Tschechien und Rumänien steigern und in Ungarn und Polen halten. Der Markt ist stark davon beeinflusst, wie aktiv die Banken sind. Investitionen in neue Projekte oder Verkäufe finden derzeit de facto nicht statt. Uns tut das nur mittelbar weh, weil wir diese Märkte als Heimmärkte definieren und längerfristig bleiben wollen. Perspektivisch sehen wir diese Märkte durchaus positiv, gegenwärtig muss man eine gewisse Vorsicht walten lassen, insbesondere wenn man an Ausstiegsszenarien gebunden ist, was wir nicht sind.

STANDARD: Was ist mit anderen Märkten, in denen Sie derzeit nicht aktiv sind?

Ettenauer: Wir legen unser Hauptaugenmerk auf die Märkte, in denen wir schon sind. Wo wir keine relevante Position erreichen können, wollen wir eher raus. Es ist nicht die Zeit, um regionale Expansionslinien zu fahren. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 5.10.2013)