Vor den französischen Kommunalwahlen im kommenden Frühling geraten Konservative wie Sozialisten in Panik: Der Front National (FN) von Marine Le Pen erweist sich in allen Nachwahlen seit 2012 als stärkste Partei. Die Salonversion ihres geifernden Vaters Jean-Marie Le Pen reitet erfolgreich auf der Wirtschaftskrise.

Mehr und mehr zieht sie die Pariser Politik in ihren Bann. Besonnene Gaullisten wie Ex-Premier François Fillon wollen mit den Rechtspopulisten von Fall zu Fall Allianzen eingehen. Links findet der Dammbruch statt, indem sich der sozialistische Innenminister Manuel Valls auf ein paar Tausend Roma in Frankreich einschießt, um Le Pen das Wasser abzugraben. Voller Ironie trug ihm FN-Vize Florian Philippot die Mitgliedschaft in seiner Partei an.

Doch Präsident François Hollande bremst Valls keineswegs: Er schickt ihn diese Woche in FN-Hochburgen wie etwa im Elsass, um den Wählern klarzumachen, dass er mit seinem harten Kurs die Unterstützung des Élysées genießt. Zugleich beginnt die Regierung in Paris bereits wieder am zu hohen Euro herumzukritteln und die EU für die Wirtschaftskrise im eigenen Land verantwortlich zu machen.

Wer die Sündenbock-Rhetorik des Front National übernimmt, bekämpft ihn aber nicht: Er bestärkt langfristig nur die Migrationsgegner und Euroskeptiker um Le Pen. Deren Gift wirkt, noch bevor sie selbst auch nur eine politische Wahl gewonnen hat. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 8.10.2013)