Magdalena Skipper, Redakteurin für Genetik und Genomik bei "Nature": "Peer-Review ist kein demokratischer Prozess."

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Es kommt nur ganz selten vor, dass der Zeitschrift Nature Fehler passieren. Mitunter irren aber auch die Redakteure der wahrscheinlich wichtigsten Wissenschaftszeitschrift weltweit, wie Magdalena Skipper zugibt: 1916 zum Beispiel habe man einen Nachruf auf den russischen Forscher Iwan Pawlow veröffentlicht, der erst 1936 starb. Und 1934 hätte man Enrico Fermis Theorie des Beta-Zerfalls publizieren können. Das Manuskript wurde aber abgelehnt, Fermi erhielt dafür trotzdem den Nobelpreis.

Das ist lange her. Sehr viel länger ist die Liste der großen Durchbrüche, die seitdem in der in London erscheinenden Zeitschrift publiziert wurden. Und auch darüber gibt Magdalena Skipper bereitwillig Auskunft: Allein aus ihrem näheren Fachbereich nennt die promovierte Genetikerin die von Watson und Crick entdeckte Struktur der DNA 1953, Ian Wilmuts Artikel über das Klonschaft Dolly oder die Erstveröffentlichung des menschlichen Genoms 2001.

Skipper ist seit sieben Jahren Senior Editor bei Nature, zuständig für den Bereich Biologie. Dieser Tage war sie auf Einladung des Gregor-Mendel-Instituts der ÖAW in Wien, um über ihre Arbeit zu berichten, konkret darüber, wie bei Nature der Peer-Review-Prozess abläuft, auf was die wohl strengste und kompetenteste Wissenschaftsredaktion so achtet und wie hoch die Chancen stehen, mit einem Aufsatz in Nature zu landen.

Skipper und ihre 15 Kollegen allein im Bereich Biologie erhalten rund 130 Aufsätze pro Woche, "von denen ausnahmslos alle ganz gelesen werden" , so Skipper. Bis zur Veröffentlichung schaffen es allerdings nur rund acht Prozent der Einreichungen.

Und was passiert dazwischen? Nach der Lektüre durch die Redakteure scheiden gleich einmal 70 bis 80 Prozent der Texte aus. Die Autoren kriegen einen Ablehnungsbrief, mitunter mit dem Hinweis, es doch bei einem der Spezialmagazine der Nature-Gruppe wie etwa Nature Genetics zu versuchen. Veröffentlichungen im Hauptblatt müssen nämlich nicht nur originell und wichtig, sondern auch von interdisziplinärem Interesse sein.

Die übrigen 20 bis 30 Prozent der Manuskripte gehen dann an drei externe Experten zur Begutachtung. Ihr Urteil hilft bei der endgültigen Entscheidungsfindung. Allerdings: "Peer-Review ist kein demokratischer Prozess", sagt Skipper. Mit anderen Worten: "Wenn zwei Fachgutachter gegen eine Publikation sind, können wir uns in der Redaktion immer noch dafür entscheiden." (tasch, DER STANDARD, 9.10.2013)