Nach langen sechs Wochen auf Expedition haben wir gestern wieder unseren Ausgangspunkt in Kathmandu erreicht. Da Markus und ich mehrmals jährlich in Nepal und damit auch in Kathmandu unterwegs sind fühlen wir uns hier schon fast zuhause. Sepp entdeckt hier nach nahezu sechs Wochen am Berg und in den ländlichen Gegenden eine neue Seite von Nepal.

Die letzten vier Tage des Abstiegs vom Basislager aus startend durchs Buri Gandaki Tal hinaus verflogen trotz langer Tagesetappen wie im Zeitraffer. Wir durchwanderten im "Eiltempo" alle in Nepal vorhandenen Klimazonen bis wir im tropischen Arughat ankamen.

"Kommt erfolgreich zurück, kommt als Freunde zurück, aber vor allem kommt gesund wieder zurück" war und ist unser Motto! Wir sind nun am Ende unserer Expedition - mehr als sechs Wochen sind vergangen, seit dem wir Ende August aus Österreich gestartet sind. Sechs Wochen voller Erlebnisse und Abenteuer.

Beim Gehen und während der langen Fahrt im Bus nach Kathmandu blieb genügend Zeit das Erlebte zu verinnerlichen. Einmal kurz zurück schauen, fühlen was man alles erlebt hat und wie es uns damit geht. Der Anmarsch über den Rupina La, die Zeiten im Basislager und natürlich die anstrengenden und jedenfalls unvergesslichen Zeiten der Besteigung am Berg.

All die Vorbereitungen von beinahe zwei Jahren, all das Training, die großen und kleinen Entbehrungen, das viele Denken und auch "Zerdenken" des gesamten Unterfangens, die Zeiten des Zweifels und des inneren Widerstandes. Gedanken und Empfindungen, die mich und auch meine Kameraden in den letzten Tagen am Buri Gandaki ständig begleitet und beschäftigt haben.

Meinen ersten Achttausender erfolgreich bestiegen zu haben ist für mich ein einzigartiges Gefühl. Der Manaslu war seit Jahren mein großes persönliches Ziel. Ein Berg dessen Schönheit mich seit dem ersten Anblick faszinierte und welche in meinen Augen einzigartig ist. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, erfolgreich zurückzukehren!

Kathmandu zum Ausklang

Die Tage in Kathmandu sind ein guter Ausklang unserer Reise, bevor wir heimkehren zu unseren Familien. Wir tauchen noch einmal ein in das geschäftige Treiben auf den Straßen und in den kleinen Läden.

Ein Termin im Ministerium: "De-Briefing", ein Termin mit Billi Bierling von der Himalayan Database, die ebenfalls unsere Gipfelbesteigung protokolliert und somit unseren Gipfelerfolg in die Annalen der Himalaya Berggeschichte mit aufnimmt. Weitere Verpflichtungen hier und dort stehen auf der Tagesordnung. Wir verpacken unsere Ausrüstung für den Rücktransport.

Natürlich nehmen wir uns auch Zeit, Kathmandu zu genießen und zu erleben - heute fängt Dashain an, das wichtigste Festival in Nepal. Das sonst so quirlige Kathmandu ist dadurch etwas ruhiger. Für das Dashain Fest kehren alle Nepalesen nach Hause zurück, um mit der Familie zu feiern.

Unseren letzten Abend verbringen wir nochmals mit unserer gesamten Expeditionsmannschaft: Wir vier Bergsteiger, das Third Pole Film-Team bestehend aus Hannes Künkel und Nils Peuse und natürlich - last but not least - unsere nepalesische Mannschaft mit Gopi und Narayan, sowie D.P. der unsere Ausrüstung am Anfang der Expedition bis zu unserem Treffpunkt in Sama Gaon begleitet hat.

An dieser Stelle nochmals einen großen Dank an unsere nepalesischen Freunde, die entscheidend am Erfolg unserer Expedition mitgewirkt haben! Sie haben sich aufgeopfert. Sie haben drei Wochen lang im Basislager nach dem Rechten gesehen, uns umsorgt, verpflegt und dabei mit ihrer fröhlichen Art auch bei uns für gute Laune gesorgt haben. 

Danke von ganzem Herzen auch an unsere Familien, die uns die Freiheit gegeben haben, unseren Bergtraum zu verwirklichen! Auch der Rückhalt, den wir während der gesamten Expedition aus Familienkreisen erhalten haben, war uns eine große Hilfe und eine treibende Kraft im täglichen Erleben! Auch für sie geht nun eine Zeit der Entbehrung und Anspannung zu Ende.

Natürlich möchte ich mich auch bei allen unseren Lesern und Kommentarschreibern bedanken, die unser Abenteuer so nah wie möglich mitverfolgt haben. Eure Kommentare wurden regelmäßig im Kreis des Teams vorgelesen, sowohl im Basislager wie auch unterwegs beim Hin- und Rückmarsch. Es war jedes Mal eine Freude, die Anteilnahme und Unterstützung zu spüren, die uns gegeben wurde!

Nun sind wir froh die Heimreise anzutreten! Wir sind alle ziemlich müde und freuen uns bald wieder im Kreis der Familie zu sein. Es kommt für uns nun die Zeit, all das Erlebte zu teilen, zu erzählen. Dies ist auch für uns nochmals eine schöne Gelegenheit, die Erlebnisse in uns nochmals lebendig werden zu lassen.

Viele letzte Grüße aus Kathmandu und aus Nepal! Hannes und das gesamte Team der Clearskies Manaslu Skiexpedition 2013: Sepp, Georg, Markus und ich (Hannes).

***

Wie geht es weiter?

Als erstes werden wir morgen um 9 Uhr von Kathmandu abfliegen und nach einem kurzen Aufenthalt in Muscat, Oman, um ca. 19 Uhr in München landen. Dort werden sich seit sechs Wochen unsere Wege erstmals trennen: Ich fahre weiter nach Innsbruck, Sepp, Georg und Markus in Richtung Salzburg.

Sepp hat bei seiner ersten Expedition und seinem ersten Versuch, einen hohen Berg zu besteigen, einen tollen Erfolg hingelegt! Er selbst weiß noch nicht, ob er jemals wieder zu so einem hohen Berg aufbrechen wird. Es gilt jetzt erst einmal ins Alltagsleben zurückzufinden und das Erlebte zu verarbeiten.

Georg hat zwar den Gipfel nicht erreicht, aber seine Leistung alleine am Berg, und vor allem seine Umsicht und persönlichen Entscheidungen sprechen für sich! Georg war heuer viel unterwegs und freut sich auf ein paar Wochen zu Hause!

Das nächste Projekt, eine neuerliche Besteigung des Mt Mc. Kinley in Alaska im Juni 2014 steht an.

Markus wird ebenfalls im Juni 2014 ein weiteres Mal zum Mt Mc Kinley starten. Aber auch für Markus gilt es jetzt, erstmal ins Alltags- und Arbeitsleben zurück zu finden und einzutauchen. Für Markus war die Besteigung ein grandioser Erfolg: alleine von Lager 2 auf 6.650 Meter bis zum Gipfel des Manaslu mit seinen 8.163 Metern mit anschließender Skiabfahrt bis ins Basislager.

Ich selbst (Hannes Gröbner) habe mit dem Manaslu meinen ersten Achttausender bestiegen, und bei dieser Gelegenheit auch gleich meinen absoluten Traumberg erklommen! Für mich ein einzigartiger Erfolg. In erster Linie freue ich mich nun auf das Heimkommen und auf meine Familie!

Nach sechs Wochen intensivsten Abenteuern freut man sich auf ruhige Zeiten. Das Arbeitsleben wird mich schnell wieder einholen ... und auf die ruhigeren Zeiten im Büro freue ich mich nun auch schon!

Ich weiß, dass ich sicherlich bald wieder irgendwo in den Bergen der Welt unterwegs sein werde. Ob ich jemals wieder einen Achttausender oder ein anderer hoher Berg sein wird? Ausgeschlossen ist ist es nicht, doch ich denke wenn, dann frühestens in zwei Jahren. (Georg Schantl, derStandard.at, 14.10.2013)