Noch geht es nur um das Ostareal der Steinhof-Gründe. Ein Gesamtkonzept soll erst später ausgearbeitet werden.

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Wien - Seit zwei Jahren kämpft die Bürgerinitiative "Steinhof erhalten" gegen die ursprünglichen Pläne der Stadt Wien, Wohnungen auf dem Areal zu errichten. Ein Mediationsverfahren und 65.000 gesammelte Unterschriften später soll es nun so weit sein - bis Ende Oktober soll das Bebauungskonzept vorgestellt werden.

Erarbeitet wurde es von einer von der Stadt eingesetzten Expertenkommission, die als Lenkungsausschuss für sechs Architekturbüros agiert. In einem sogenannten kooperativen Planungsverfahren arbeiten sie zusammen an verschiedenen Vorschlägen für Steinhof.

Kein Architekturwettbewerb

"Der Vorteil ist, dass wir uns nicht für eine Lösung entscheiden müssen, wie bei einem Architekturwettbewerb, sondern aus allen Ideen etwas nehmen können", erklärt ein Sprecher von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Dass der Bauträger Gesiba bis zu 200 Wohnungen errichten darf, ist jedenfalls nicht vom Tisch. Gerhard Hadinger von der Bürgerinitiative Steinhof erhalten befürchtet, dass es sogar mehr werden können: "Laut unseren Unterlagen hat die Gesiba im Jahr 2008 zwei Baustufen genehmigen lassen für insgesamt 620 Wohnungen." In einem Zwischenbericht vom Sommer identifizierte das Gremium der Stadt elf mögliche Baufelder im Osten.

Zwei Mitglieder der Bürgerinitiative waren als beobachtende Teilnehmer im Verfahren zugelassen, hätten sich dann aber dagegen entschieden. "Wir hatten Redeverbot und durften keine Details nach außen kommunizieren", sagt Hadinger. Weil die Plattform für die rund 65.000 Menschen stehe, die gegen die Pläne der Stadt unterschrieben haben, habe er nicht mehr zu den Sitzungen gehen wollen. "Am Ende heißt es dann, die Baupläne sind mit der Bürgerinitiative abgesprochen. Das stimmt einfach nicht", erklärt Hadinger.

Christine Muchsel von derselben Initiative setzt sich stark für eine therapeutische Nutzung des Steinhof-Areals ein. "200 Wohnungen können doch die Wohnungsproblematik von Wien nicht lösen", sagt sie. Medizinisches Personal des Otto-Wagner-Spitals habe ein ausführliches Nutzungskonzept der Stadt vorgelegt und sehen die Möglichkeit für ein psychosoziales Kompetenzzentrum. Solange es kein Gesamtkonzept für das Steinhof-Areal gibt, habe es keinen Sinn über die Planung einzelner Abschnitte zu diskutieren, meint Hadinger - vor allem, weil ab 2020 mehr als 50 Pavillons zur Verfügung stünden.

Weiterhin beteiligt am Verfahren ist Jennifer Kickert von den Grünen, die in der kommenden Woche mit einer Präsentation rechnet. Wenn die Vorschläge der Experten zu 100 Prozent umgesetzt werden sollen, müsste etwa der Kaufvertrag von Gesiba oder der Gemeinderatsbeschluss zur Flächenwidmung geändert werden", deutet sie an.

Für die Wiener VP ist klar, dass für sie eine Bebauung nur in Kombination mit einem Verkehrskonzept Akzeptanz finden könnte. "Jetzt haben wir ein funktionierendes Naherholungsgebiet in Wien und das soll verbaut werden", kritisiert Isabella Leeb. "Auf der anderen Seite sind die Grünen hinter jedem Parkplatz in der Stadt her, um Grassamen zwischen die Pflastersteine zu säen." (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 15.10.2013)