Die große Koalition ist veraltet. Für diese Behauptung muss man sich nicht einmal die Wahlergebnisse anschauen, sondern nur die Verhandlungsteams von SPÖ und ÖVP. Die Auswahl des Personals zeigt: Diese Parteien sind noch nicht in der Gegenwart angekommen. Von 26 Verhandlern sind vier Frauen, der Altersdurchschnitt liegt bei 56 Jahren, drei Mitglieder der Teams sind jünger als fünfzig.

Wenn Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger vom "neuen Stil" sprechen, so brechen sie dieses Versprechen schon vor der Angelobung der neuen Regierung. Die beiden haben sich zwar bemüht zu beteuern, dass sie trotzdem die gesamte Gesellschaft bei den Verhandlungen miteinbeziehen wollen. Das ist unglaubwürdig, wenn sich die Gesellschaft in den Teams in keinster Weise widerspiegelt, sind sie doch hauptsächlich grauhaarige Männer. Österreich ist jedoch viel bunter: Frauen und Migranten sollten bei Regierungsverhandlungen ebenfalls mitreden dürfen, wenn sich tatsächlich etwas ändern soll.

In der Volkspartei wurde mit Sebastian Kurz zumindest der Chef der Jungen ÖVP nominiert. Die SPÖ lässt in ihrem Team keine einzige Stimme der Parteijugend zu. Das mag vielleicht daran liegen, dass diese besonders kritisch ist. Gerade deshalb sollte sie die eigene Partei aber zu Verhandlungen mitnehmen, um den propagierten "frischen Wind" auch tatsächlich in die neue Regierung hineinbringen zu können.

Die Lücke, die sich die SPÖ bei den Jungen erlaubt, lässt die ÖVP bei den Frauen zu. Von den sechs ÖVP-Bünden darf ausgerechnet keine Vertreterin des Frauenbundes mitreden. Die Vorsitzende Doris Schittenhelm wurde dazu nicht einmal gefragt. Die Volkspartei nimmt es damit in Kauf, die Meinung jener Gruppe auszuschließen, die die Hälfte der Gesellschaft vertritt.

Das Mitspracherecht von Frauen ist nicht erst seit ein paar Jahren Thema. Vielmehr setzen sich Frauen und Männer seit mehr als hundert Jahren für die Gleichberechtigung ein. Dass diese Mitsprache bei Regierungsverhandlungen im Jahr 2013 nicht gestattet wird, zeigt wie verkrustet die Politik von SPÖ und ÖVP ist. (Lisa Aigner, derStandard.at, 15.10.2013)