Der Geruch von Frittierfett liegt in der Luft. Schuld sind die Fastfoodläden und Imbissstände, die am Schwedenplatz am Rande der Wiener City alle paar Meter zu finden sind. Zwischen ihnen kämpft eine Gruppe von Tauben um weggeworfene Lebensmittelabfälle.

Unweit vom Geschehen haben es sich Menschen auf Holzbänken, die auf einer Betonplattform stehen, gemütlich gemacht, um die Herbstsonne zu genießen. Im Minutentakt fahren Straßenbahnen und Busse an ihnen vorbei, Menschen strömen aus der U-Bahn-Station. Von der angrenzenden Fahrbahn dröhnt Verkehrslärm herüber.

Partymeile und U-Bahn-Schnittstelle

So lässt sich die alltägliche Situation am Wiener Schwedenplatz beschreiben, der vor allem als Schnittstelle der U1 und U4 bekannt ist. Die Gassen rundherum sind eine beliebte Partymeile Wiens. Das Erscheinungsbild des Schwedenplatzes ist geprägt von Haltestellen, Beton und der angrenzenden vierspurigen Straße am Franz-Josefs-Kai.

Obwohl der Platz einer der meistfrequentierten Orte der Wiener Innenstadt ist, lädt er nicht gerade zum Verweilen ein. Das soll sich in Zukunft ändern, denn der Schwedenplatz und der angrenzende Morzinplatz werden in den nächsten Jahren neu gestaltet. Das Leitbild dafür wurde vergangene Woche von Verkehrs- und Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) und Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) unterzeichnet.

Am Morzinplatz hat sich bisher nichts verändert außer den Spuren des Grafittikünstlers "Puber".
Foto: derStandard.at/Maria von Usslar

Verbesserungswürdiger Status quo

Auch der Verkehrsexperte Harald Frey hält den Status quo am Schwedenplatz für verbesserungswürdig. Durch die U-Bahn und die vierspurige Straße habe Wien sich den Zugang zum Wasser verbaut. Frey kann sich vorstellen, dass das Ufer mit breitem Gehsteig und getrenntem Radstreifen attraktiver wird.

Bürgerbeteiligung am Schwedenplatz

Wie der Platz künftig aussehen wird, ist aber noch offen. Fertig ist seit Anfang Oktober aber das Leitbild, das als Grundlage für den nun folgenden Gestaltungswettbewerb und Basis für den Umbau dient. In dieses wurden auch die Wünsche der Bürger miteinbezogen, die im Rahmen eines Beteiligungsprozesses zwischen Juni 2012 und Jänner 2013 die Möglichkeit hatten, ihre Ideen für die Neugestaltung des Schwedenplatzes zu deponieren. Die Vorschläge wurden zu den Teilbereichen Morzinplatz, Schwedenplatz zentral, Hotelvorplatz und Franz-Josefs-Kai gesammelt.

Die Ergebnisse wurden dann für jeden Punkt einzeln bewertet und gewichtet. Für den Bereich "Schwedenplatz zentral" ist es das Hauptanliegen der Bürger, die Organisation der Straßenbahnlinien und -haltestellen zu verbessern. An zweiter Stelle steht der Wunsch nach mehr Bepflanzung, gefolgt von besseren Wegverbindungen für Fußgänger.

Autospuren reduzieren

Die Änderung der Straßenbahnführung hält auch Frey für notwendig: "Wir haben das Problem, dass die Straßenbahn, die früher am Franz-Josefs-Kai gefahren ist, jetzt die Platzwirkung reduziert." Er hält es für naheligend, die öffentlichen Verkehrsachsen zu bündeln und Autospuren wegzunehmen. "Die Frage ist, ob man sich das traut und ob man das politisch durchsteht", sagt Frey.

Vorrang für Fußgänger

Die Forderungen der Bürger finden sich auch im Leitbild wieder. Geplant sind neu gestaltete Aufenthaltsbereiche, Sitzmöglichkeiten ohne Konsumzwang, eine bessere Orientierung am Platz sowie eine neue Verkehrslösung. Die bestehenden Bäume bleiben erhalten, auch neue Pflanzen sind vorgesehen. Fußgänger sollen in Zukunft noch vor Radlern und Öffis Vorrang haben und der motorisierte Individualverkehr mit Ausnahme des Lieferverkehrs eingeschränkt werden. Empfohlen wird auch, die Tankstelle zu entfernen und den Busparkplatz zu verkleinern.

Trotzdem wird der Schwedenplatz auch in Zukunft einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte bleiben. Aufgrund seiner guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist der Platz so etwas wie ein Tor in die Innenstadt. Täglich steigen hier durchschnittlich 150.000 Menschen um. Zum Vergleich: Am Westbahnhof sind es rund 43.000 Fahrgäste.

Denkmal am Morzinplatz

Am angrenzenden Morzinplatz, wo sich während der NS-Diktatur die Leitstelle der Gestapo befand, soll ein auffälligeres Denkmal zur Erinnerung und zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus geschaffen werden. Außerdem sollen betretbare Grünflächen eingerichtet werden. Bis zum 30. Oktober ist das Leitbild am Schwedenplatz (Ecke Rotenturmstraße) ausgestellt.

Das NS-Denkmal steht neben der Haltestelle des Flughafenbusses und einer Reihe Mistcontainern und wird oft übersehen.
Foto: derStandard.at/Maria von Usslar

Lösung aus einem Guss

In Gang gebracht wurde das Projekt "Schwedenplatz" von der grünen Planungsstadträtin Maria Vassilakou nach ihrem Amtsantritt im Herbst 2010. Auch der größte Anteil der Kosten für die Umgestaltung wird von ihrem Ressort übernommen. Nach den Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf der Mariahilfer Straße und den damit einhergehenden Diskussionen stellt sich die Frage, ob das Projekt dem Vorhaben am Schwedenplatz bereits im Vorhinein geschadet hat. "Im Gegenteil. Ich glaube, dass es ein Bewusstsein dafür geschärft hat, dass Maßnahmen notwendig sind", sagt Frey.

Dennoch könnte man am Schwedenplatz einiges besser machen: "Bei der Mariahilfer Straße haben wir erlebt, dass es eher ein Stückwerk war und viel diskutiert worden ist. Wenn man daraus etwas lernen kann, dann, dass man am Schwedenplatz eine Lösung aus einem Guss suchen soll", sagt Frey. (Elisabeth Mittendorfer & Maria von Usslar, derStandard.at, 18.10.2013)