Der gebürtige Vöcklabrucker Hans Höller ist ein profilierter und angesehener Literaturwissenschafter an der Salzburger Universität. Er trat etwa als Mitherausgeber der Thomas-Bernhard- und Jean-Améry-Werkausgaben in Erscheinung, weiters publizierte er zahlreiche Bücher zu den wichtigen österreichischen Autoren Ingeborg Bachmann und Thomas Bernhard.

Spezialisiert hat sich Höller im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch auf Peter Handke, dem er schon 2007 eine Monografie widmete. Anlässlich des 70. Geburtstags von Handke im vergangenen Dezember erschienen etliche Bücher zum gebürtigen Kärntner, darunter auch Höllers Studie Eine ungewöhnliche Klassik nach 1945. Das Werk Peter Handkes (Suhrkamp). Kurz bevor der Dichter 1979 von Paris in ein Haus auf dem Salzburger Mönchsberg zog, mitten in der Arbeit am Roman Langsame Heimkehr, wurde er von einer tiefen Lebens- und Schreibkrise gebeutelt. Genau hier setzt der Germanist Höller an, wenn er das Verhältnis des popkulturaffinen Provokateurs der 1960er-Jahre (Publikumsbeschimpfung) zur Klassik herausarbeitet - und diese teils verborgene, teils offen zutage tretende literarische Verwandlung der Tradition nachzeichnet.

Das Novum von Handkes Werk gegenüber der Weimarer Klassik liege darin, so Höller, dass er das dort unterbelichtete Soziale ins Spiel bringt, literarisch den Weg nach unten zu den Nichtprivilegierten geht und die mediale Dimension der Sprache mitdenkt. Eine wesentliche Rolle spielen die Untersuchungen zu Flüssen, Bergen, Wolken, zu Himmel und Licht, zu den Spatzen, Farben, Geräuschen, Naturlauten, Gasthäusern und Gärten. Nicht zuletzt geht es um Handkes Sinn für Arbeit und menschliche Würde, der das Zentrum seiner Idee des Klassischen bildet, sein Werk in ungewöhnlichem sozialkritischem Kontext neu entdecken lässt. Am Dienstag stellt Höller das Buch vor. (dog, DER STANDARD, 22.10.2013)