Wie wenig man erst über die Tier- und Pflanzenwelt des Amazonasgebietes weiß, illustriert eine aktuelle Untersuchung zur Artenvielfalt der Region: Unter anderem ergab die Studie, dass in den vergangenen vier Jahren 441 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt worden sind.

Im Bild: Cercosaura hypnoides, eine vor allem in Kolumbien beheimatete Echse.

Foto: WWF/Tiffany M Doan

Zu den den neu entdeckten Arten zählen 258 Pflanzen, 84 Fische, 58 Amphibien, 22 Reptilien, 18 Vögel und ein Säugetier. Bei letzterem handelt es sich um eine Affenart (Callicebus caquetensis), deren Jungtiere sich bei Wohlbefinden gegenseitig anschnurren.

Foto: WWF/Javier Garcia

Eine weitere vergleichsweise ungewöhnliche Art fanden die Forscher im Wasser: die Piranha-Spezies Tometes camunani setzt - im Unterschied zu seinen Verwandten - auf vegetarische Kost. Die Naturschutzorganisation WWF nahm die aktuellen Veröffentlichungen zum Anlass, um auch vor den Bedrohungen für dieses noch immer kaum erforschte Ökosystem zu warnen.

Foto: WWF/Tommaso Giarrizzo

Nach Angaben des WWF sind zehn Prozent aller bekannten Tier- und Pflanzenarten im Amazonasgebiet beheimatet, was die Region zu jener mit der höchsten Artenvielfalt macht. Viele der Spezies kommen jedoch nur in kleinen Gebieten vor und seien daher besonders in ihrer Existenz gefährdet, sobald ihr Lebensraum durch eine Ausweitung der Agrarflächen zerstört wird.

Im Bild: Die neu entdeckte Passionsblumen-Art Passiflora longifilamentosa lebt im brasilianischen Bundesstaat Para.

Foto: WWF/João Batista Fernandes da Silva

Die Verlustrate ist immer noch sehr hoch: Laut WWF gehen im Amazonas jede Minute Wälder in der Größe von drei Fußballfeldern verloren. Viele Arten werden deshalb verschwinden, noch ehe sie jemals von einem Menschen zu Gesicht bekommen wurde.

Im Bild: Die Schlangenart Chironius challenger wurde auf einem isolierten Tafelberg in Venezuela entdeckt.

Foto: WWF/Philippe Kok

Für Weideflächen für die Rinderzucht und den nachrückenden Anbau von Soja und Mais müssen laut WWF immer mehr Waldflächen weichen. Das müsste nach Ansicht des Experten Roberto Maldonado gar nicht nötig sein. So gebe es zum Beispiel in Brasilien rund 600.000 Quadratkilometer ungenutzte Flächen, was der siebenfachen Größe Österreichs entspricht. "Würde man diese effizient nutzen, könnte man die landwirtschaftliche Produktion steigern und trotzdem auf einen Großteil der Waldzerstörung verzichten." (red, derStandard.at, 23.10.2013)

Im Bild: Der Frosch Allobated amissibilis ist ausschließlich in einem kleinen Gebiet in den Iwokrama-Bergen von Zentral-Guyana zu finden.


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WWF Österreich

Foto: WWF/Philippe Kok