Der Nationalrat hat sich heute konstitutiert. Frank Stronach darf sich nun offiziel Abgeordneter des österreichischen Nationalrats nennen. Ob er überhaupt ernsthaft gewillt ist, diese Aufgabe zu erfüllen, ist allerdings fraglich. Schon vor der Wahl hatte Stronach angekündigt, nur bei wichtigen Sitzungen im Hohen Haus anwesend sein zu wollen. Stronach muss darauf achten, nicht zu viel Zeit in jenem Land zu verbringen, in dem er nun als Nationalrat "dient", wie er gerne zu sagen pflegt. Denn sonst weitet sich seine Steuerpflicht für Österreich aus.

Dass Abgeordnete ihr Mandat frei gestalten dürfen, ist unverzichtbar. Jedoch: Die Aufgabe von Abgeordneten umfasst weit mehr, als manchmal bei den Sitzungen vorbei zu schauen. Laut Geschäftsordnung ist jeder Abgeordnete dazu "verpflichtet, an den Sitzungen des Nationalrates und der Ausschüsse, in die er gewählt ist, teilzunehmen." Wer länger als 30 Tage fehlt, muss einen triftigen Grund dafür vorbringen. Nun: Der steuerliche Vorteil von Einzelpersonen ist keine Entschuldigung dafür, seinen Arbeitsauftrag im Parlament nicht zu erfüllen.

Dass Stronach vor hat, mit seinem Mandat derart verantwortungslos umzugehen, ist einer Demokratie nicht würdig. Und dass er offenbar nicht verstanden hat, wie Demokratie funktioniert, ist spätestens in den Tagen nach der Wahl offensichtlich geworden.

Funktionäre seiner Partei fliegen raus, wenn sie zu vehement widersprechen. Forderungen nach mehr innerparteiliche Demokratie kommentierte er mit: "Was die wollen, ist egal". Der Verdacht liegt nahe, dass ihm auch egal ist, was "die", die ihn gewählt haben, von ihm wollen - nämlich eine engagierte Repräsentanz im Hohen Haus.

Frank Stronach sollte seinen Wählern und dem ganzen Land einen Gefallen tun, und sein Mandat zur Verfügung stellen. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 29.10.2013)