Die 285 PS im X-Bow GT haben leichtes Spiel mit dem 850 Kilogramm schweren Wagen samt Fahrer: 75 Kilogramm als Nasser.

Foto: Gluschitsch

99.000 Euro kostet der X-Bow GT. Dann hat er eine Scheibe. Und die kann man nicht abnehmen. Aber wozu auch? Sie stört ohnedies nicht.

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Auch mit Scheibe mag der X-Bow die Rennstrecke lieber als die Autobahn. Brachialer Kerl!

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Unglaublich, dass man weniger als 300 PS so viel Spaß haben kann. Egal welches Wetter grad ist.

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Manfred Wolf trägt einen kleinen schwarzen Beutel in der Hand. Haben wir verschlafen, dass Herrenhandtaschen wieder in Mode sind? Gibt es einen neuen Trend zum Praktischen? Das würde auch zum X-Bow GT passen, der ja jetzt eine Windschutzscheibe hat, damit man ihn auch ohne Helm fahren darf.

"Ich hab dir das Notdach mitgenommen", sagt der PR-Manager von KTM Sportscar. Vor dem X-Bow-Werk in Graz hat es zu regnen aufgehört. Jetzt schüttet es. Aber Notdach? Nein. Das ist wirklich nicht notwendig.

Feuchte Augen

Bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h würde dieses sicher am X-Bow haften und den Regen draußen lassen. Aber so verweichlicht darf man nicht sein. Dann lieber nasse Hosen, feuchte Wangen und glasige Augen.

Die bekommt man auch, wenn man den Preis für den X-Bow GT hört: 99.000 Euro. Sicher, in der Liga der reinrassigen Supersportler mit Carbon-Monocoque ist das ganz in Ordnung. Aber für unsereins unerreichbar.

Das hat man nun auch bei KTM verstanden und die Absatzziele deutlich gesenkt. 80 Autos will man nun jedes Jahr verkaufen, rund 100 waren es letztes Jahr, und auch heuer wird man das Ziel erreichen. Von den 80 Stück waren mehr als 50 X-Bow GT, also die Neuen, mit Windschutzscheibe.

Die schwarze Null

"Unterm Strich geht sich eine schwarze Null aus", sagt Manfred Wolf. Zumindest wenn man da die Entwicklungskosten rigoros vernachlässigt. Dafür muss man die Tuningteile und den Bereich Aftermarket reinrechnen.

In der Werkshalle herrscht keine aufgesetzte Betriebsamkeit. Dort und da schrauben Mechaniker an neuen Fahrzeugen, im Viertelstundentakt laden verschiedene Lieferanten diverse Teile ab.

2,5 Autos werden derzeit pro Woche im Schnitt gebaut und auch gleich ausgeliefert. Ob sich die Stückzahlen erhöhen, wenn KTM nun neue Märkte wie Japan oder Australien in Angriff nimmt, wird sich zeigen. Das Geschäft mit China springt jedenfalls schon an. Wie der X-Bow GT in der Halle.

Außi muaß i

Das Hallentor geht auf. Erster Gang. Leicht aufs Gas. Raus. Die Scheibe hält zwar die Tropfen vom Gesicht ab, nicht aber vom Kopf. Egal. An der ersten Kreuzung zeigt sich: Wer im Glashaus sitzt, kann auch mit Steinen werfen. Die Reifen nehmen den wenigen Split, der auf der Straße liegt, auf und feuern ihn wie ein Sternspritzer wieder weg. Die Beschleunigung, selbst auf nasser Straße, mit kalten Serienreifen, ist herzerwärmend. Wir sind nass, frieren aber nicht. Dabei hätte der X-Bow GT eh eine Heizung.

KTM wollte den X-Bow wochenendtauglich machen. Darum gibt es zum reinrassigen Sportwagen jetzt auch einen Rucksack, den man aufs Heck schnallen kann. Dort gehen 50 Liter Unterwäsche und Zahnbürstel rein. Wasserdicht!

Viel Gewand wird man eh nicht brauchen, wenn man mit dem Geschoß unterwegs ist. Im Unterhalt ist er ja im Vergleich zur Konkurrenz recht günstig. Also kann man ihn auch fahren, fahren, fahren. Nicht nur am Bergstraßl, auch auf der Rennstrecke. Notfalls mit Notdach. (Guido Gluschitsch, RondoMobil, 11.10.2013)