Feindliche Brüder, diesmal in Rache vereint: der bleiche Loki (Tom Hiddleston) und der Hüne Thor (Chris Hemsworth) in Alan Taylors Superhelden-Sequel "Thor: The Dark Kingdom".

Foto: Marvel

Wien - Als ob das Regenwetter auf Erden noch nicht genug wäre, fängt sich der Held aus einer anderen Welt auch gleich zwei kräftige Ohrfeigen ein: Die erste verpasst ihm die einen Kopf kleinere Frau vor ihm, um sich zu vergewissern, dass er keine Erscheinung ist. Die zweite kriegt er dafür, dass er so lange nichts von sich hören hat lassen.

Der Blonde mit dem Hammer ist also wieder da: Thor, der sagenhafte Superheld mit der schweren Wurf- und Haudraufwaffe, kehrt für sein zweieinhalbtes Abenteuer auf die Leinwand zurück (zwischenzeitlich hatte er auch als Teil des Avenger-Teams einen Auftritt). Diesmal gilt es, die sogenannten Dunkelelfen davon abzuhalten, sämtliche bekannten Welten zu vernichten. Eine mysteriöse Materie namens Äther soll den finsteren Wesen mit den manierlich geflochtenen Haaren dabei helfen. Auch die forsche Frau, die Wissenschafterin Jane Foster (Natalie Portman) ist auf einem verlassenen Industriegelände in London schon darauf gestoßen. Damit ist im Übrigen auch der irdische Schauplatz des Showdowns etabliert.

Drüben in seiner Welt muss sich Thor (Chris Hemsworth) noch mit seinem gefallenen, gefangenen Halbbruder Loki (Tom Hiddleston) herumschlagen. Die Dynamik zwischen den verfeindeten Prinzen sorgt in der zweiten Filmhälfte für einen schönen zusätzlichen Spannungsbogen, bevor eine Welt spektakulär in die andere stürzen kann.

Erfahrung mit Kostümierten

Teil eins der Marvel-Comic-Adaption hatte 2011 kein geringerer als Kenneth Branagh inszeniert - und leider war der Königsdramengeeichte in diesem Kontext ein bisserl eine Fehlbesetzung. Für die Fortsetzung Thor: The Dark Kingdom (merke: im englischen Original Thor: The Dark World) wurde der TV-Serien-Regisseur Alan Taylor beauftragt, der unter anderem seine Kostümspektakelerfahrung bei Game of Thrones einbringen konnte.

Taylors Inszenierung ist nicht unbedingt originell, aber effizient im Wechsel von pointiertem Schlachtgetümmel und Sequenzen, in denen der komplizierte, aber irgendwie auch beliebige Hintergrund der Handlung entfaltet wird (der Äther, die Dunkelelfen; Lokis Zorn und Lokis Trauer; die nutty professors auf Erden). Die Dialoge sind weniger staatstragend und um einiges witziger. Für Schauwerte sorgen ohnehin das Produktionsdesign (Charles Wood) und vor allem die Kostüme.

Für diese zeichnet diesmal Wendy Partridge verantwortlich, die mittlerweile ein beeindruckendes Portfolio an Fantasy- und Horror-Produktionen vorzuweisen hat: von Blade 2 über Underworld bis Hellboy, Conan oder Resident Evil (derzeit stattet die Kanadierin gerade Pompeii aus). Sie spielt wirkungsvoll mit Texturen und (Kunst-)Stoffen, Lokis Origami-artig gefälteltes Wams, sein Mantel mit dem feingeschuppten, ausladenden Lederkragen erscheinen fließender, leichter. Die Dunkelelfen-Outfits sind markant.

Natürlich darf bei diesem Superheldenabenteuer der 3-D-Effekt nicht fehlen. Zumal bei Verfolgungsjagden in der Luft und Kampf-Action macht sich das gar nicht einmal schlecht. Insgesamt ein nicht unbedingt zwingendes, aber vergleichsweise doch kurzweiliges Kinovergnügen. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 31.10./1.11.2013)